Zahlungsausfälle bei Verbraucherschulden beherrschen wieder die Schlagzeilen. Vor etwas mehr als einem Jahr standen insbesondere Autokredite im Rampenlicht und sorgen nun nach der viel beachteten Insolvenz des Subprime-Autokreditgebers Tricolor und dem anhaltenden Anstieg der Zahlungsausfälle erneut fürUnruhe. Zwar gibt es sicherlich einen gewissen Druck auf Verbraucher mit geringerem Einkommen, doch das ist nichts Neues. Wir alle haben uns an das Konzept der „K-förmigen” Wirtschaft gewöhnt: Eine Wirtschaft, in der Verbraucher mit geringerem Einkommen unter den kumulativen Auswirkungen von Inflation, steigender Schuldenlast und schwächelnden Arbeitsmärkten leiden. Aber die Zweiteilung der US-Verbraucher ist weder neu noch ungewöhnlich. Es handelt sich um eine bedauerliche Regel und nicht um eine Ausnahme in der US-Wirtschaft.
Zwar sind steigende Zahlungsausfälle bei Subprime-Krediten sicherlich wert beobachtet zu werden; doch ist es unwahrscheinlich, dass sie ein Vorbote für eine allgemeine Verschlechterung der Verbraucherverschuldung sind. Der Ursprung dieser Zahlungsausfälle liegt in dem Anstieg der Autopreise während der Pandemie, der zu einem Umfeld mit höheren Zinsen geführt hat. Zwar gab es einen signifikanten Anstieg bei der Inzahlungnahme von Fahrzeugen, die weniger wert waren als der Besitzer schuldete. Aber die Großhandelspreise für Gebrauchtwagen haben sich in den letzten Jahren bei etwa 20 % unter ihren Pandemie-Höchstständen stabilisiert, während die Preise für Neufahrzeuge seit fast drei Jahren weitgehend unverändert sind. Das verringert das Risiko, dass sich das negative Eigenkapital der Altfahrzeuge in einem neuen Kredit niederschlägt. Darüber hinaus haben sich die Ausfallraten bei Prime-Krediten kaum verändert, nachdem sie sich wieder auf das Niveau vor der Pandemie normalisiert hatten. Die gesamte Belastung liegt im Subprime- und Near-Subprime-Bereich.
Trotz dieser anhaltenden Belastungen am unteren Ende hat sich der Anteil der ernsthaft überfälligen (mehr als 90 Tage) Autokredite in den letzten Quartalen stabilisiert, während sich der Zufluss von Krediten in Verzug stabilisiert und im letzten Jahr sogar verringert hat. Insofern scheinen sich die Bedingungen im Bereich der Autokredite sogar zu verbessern. Dies ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass die Kreditvergabe zunehmend von Verbrauchern mit höherer Bonität getrieben wird, da der Anteil der Subprime-Kredite auf unter 10 % gesunken ist und die Kreditstandards verschärft wurden, sondern auch darauf, dass sich die Trends angesichts der relativ kurzen Laufzeit von Autokrediten recht schnell ändern können. Der nachlassende Druck auf die Erschwinglichkeit – die Zinsen für Autokredite fallen weiterhin von ihren Höchstständen –, kann zu relativ schnellen Veränderungen der Ausfallquoten führen, insbesondere bei Verbrauchern mit niedrigem Einkommen und niedriger Bonität.
Kurz gesagt: Anstatt als Warnsignal zu dienen, übertreiben die erhöhten Ausfallraten bei Subprime- und Near-Prime-Krediten wahrscheinlich das Ausmaß der Schwäche unter den Kreditnehmern insgesamt. Insgesamt sind die Bilanzen der privaten Haushalte zu robust, insbesondere für Verbraucher mit mittlerem bis hohem Einkommen, die den Löwenanteil des Konsums ausmachen, als dass lokale Spannungen auf dem Autokreditmarkt die US-Verbraucher aus der Bahn werfen könnten.
Von Garret Melson, Portfoliostratege bei Natixis IM
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