Chinas neuer Kurs kein Grund zur Abkehr - am Ende ausgewogenere Wirtschaft möglich

Chinas jüngste Regulierungswelle in den Bereichen Bildung, Technologie, Immobilien und Glücksspiel hat eine Kaskade von Auswirkungen auf die globalen Märkte ausgelöst. Zuletzt haben die strengeren politischen Vorgaben den stark fremdfinanzierten chinesischen Immobilienentwickler Evergrande in einen Liquiditätsengpass gebracht. Natixis Investment Managers | 23.09.2021 17:00 Uhr
© Photo by zhang kaiyv on Unsplash
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Bo Zhuang, Senior Sovereign Analyst beim US-amerikanischen Investmenthaus Loomis Sayles (einer Tochter von Natixis Investment Managers), glaubt nicht, dass diese politischen Veränderungen den chinesischen Markt für die Anleger uninteressant machen.

Bo Zhuang: „Um die chinesische Politik zu verstehen, muss man sich das Gesamtbild ansehen. Präsident Xi will über 2023 hinaus regieren und versucht, dies mit einer populistischen Agenda für „gemeinsamen Wohlstand" zu untermauern, die darauf abzielt, Ungleichheit und Armut zu verringern.

Der zweite Treiber chinesischer Politik ist die anhaltende Rivalität zwischen den USA und China. Inmitten zunehmender Unsicherheit und einem zunehmend feindlichen Umfeld will China die wirtschaftliche Binnennachfrage ankurbeln und die Anfälligkeit für externe Schocks in Bereichen wie Nahrungsmittel, Technologie und Energie verringern. Letztlich strebt China eine autarke Wirtschaft an, die den USA weltweit ebenbürtig ist.

Drittens möchte China nach dem starken Wachstum der letzten Zeit seinen Schuldenberg abbauen. Die jüngsten Maßnahmen, die sich gegen Bauträger richten, sollten der Regierung helfen, ihre Grundbesitzsteuer und andere Steuerreformen umzusetzen und ein nachhaltiges langfristiges Wachstum zu unterstützen.

Chinas jüngster Fünfjahresplan, der erst im März 2021 verabschiedet wurde, enthielt eine breite Palette von Programmen in Richtung marktorientierterer Reformen; eine grundsätzliche Abkehr vom Privatsektor sehe ich nicht. Was sich aber geändert hat, ist das Tempo der regulatorischen Eingriffe; hier gab es aber auch Nachholbedarf. Dementsprechend glaube ich, dass Chinas neue Regeln am Ende zu einer ausgewogeneren Wirtschaft führen können. Die jüngsten kartellrechtlichen Vorschriften könnten zu einem rationaleren Wettbewerbsverhalten führen und so Branchenführer und Innovatoren stärken. Die Verringerung der sozialen Ungleichheit könnte den privaten Konsum ankurbeln und die soziale Mobilität erhöhen. Der Abbau der Verschuldung im Immobilienbereich könnte dazu beitragen, das Systemrisiko in China zu senken und die Abhängigkeit der Regierung von der Immobilienfinanzierung zu verringern.

Ich erwarte weitere politische Maßnahmen vor dem Kongress der Kommunistischen Partei Ende 2022. Das bedeutet jedoch nicht, dass Anleger China meiden sollten. Für Anleger, die den politischen Hintergrund verstehen und die Maßnahmen einordnen können, ist die mit den Schlagzeilen verbundene Volatilität eher eine Chance.“

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