Patrick Artus, Senior Economic Advisor des französischen Vermögensverwalters Ossiam, einer Tochter von Natixis Investment Managers, erwartet einen Rückgang der europäischen Industrieproduktion wegen sinkender Exporte in die USA und steigender Importe aus China nach Europa. Einerseits würden die USA nun die meisten europäischen Exporte mit 15% besteuern, und Europa befinde sich aufgrund seiner Abhängigkeit von amerikanischen Technologieunternehmen in einer schwachen Verhandlungsposition. Andererseits verfüge China über Überkapazitäten in der Industrie und werde angesichts der erschwerten Exporte in die USA versuchen, seine Produktion in Europa abzusetzen.
Artus: „Eine Erholung der europäischen Produktion im verarbeitenden Gewerbe ist mittelfristig sehr unwahrscheinlich. Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe in Europa hat sich zwar im ersten Halbjahr 2025 leicht erholt. Diese Erholung ist jedoch hauptsächlich auf Lagerbestände im verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen, die aufgrund der erwarteten Erhöhung der US-Zölle angelegt wurden.
Die Exporte Europas in die USA werden unweigerlich zurückgehen, zumal energieintensive Industrien angesichts der im Vergleich zu Europa niedrigen Energiepreise in den USA einen Anreiz haben, ihre Produktion in die USA zu verlagern.“
Aus China wiederum erwartet der Professor an der Paris School of Economics (PSE) und ehemalige Chefvolkswirt der Investmentbank Natixis China einen starken Anstieg der chinesischen Exporte nach Europa, wobei chinesische Produkte europäische Produkte ersetzen würden.
Artus: „China leidet unter einer chronischen Unterauslastung seiner industriellen Produktionskapazitäten, was zu einem Preisrückgang und einer hohen Fähigkeit zum Export der mit diesen Überkapazitäten realisierbaren Produktion führt.
All diese Entwicklungen gehen in die gleiche Richtung: eine Verlangsamung der Produktionstätigkeit in Europa.“
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