Ein düsteres Bild der wirtschaftlichen Situation in den USA zeichnet Axel Botte, Marktstrategie beim französischen Investmenthaus Ostrum Asset Management, in seinem aktuellen Marktkommentar. Sie sei sowohl durch das einheimische Angebot als auch durch die Importkapazität beeinträchtigt. Dies habe die Preissteigerung auf das höchste Niveau seit 1990 gebracht.
Botte: „Dies ist ein relativ neues Phänomen. Die Inflation in den Vereinigten Staaten hat sich dank der sogenannten Globalisierungsdividende lange in Grenzen gehalten; billige Importe haben den inländischen Preisdruck regelmäßig ausgeglichen. Nun jedoch sind die globalen Lieferketten gestört, und die Preise für Dienstleistungen beginnen auf die Verlagerung der Nachfrage der US-Verbraucher zu reagieren.
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt deutet auf eine Überhitzung der Wirtschaft hin, mit mehr als 10 Millionen offenen Stellen und zunehmenden Schwierigkeiten für viele Unternehmen, ihr Personal zu halten. Die Zahl der Kündigungen durch Arbeitnehmer ist so hoch wie nie zuvor. Der Verweis auf den Rückstand zur Vorkrisenbeschäftigung ist in einer Situation des Nachfrageüberhangs nach Arbeitskräften und steigender Löhne kein überzeugendes Argument.
Auch im wichtigen Immobiliensektor, wo die Mieten stark anziehen, ist die Inflation wieder da. Und die Energiepreise werden kaum sinken, weil die OPEC ihre Ölproduktion kaum erhöhen wird, wenn sie weiß, dass die Schieferölproduktion der USA nun durch ihre Klimaverpflichtungen begrenzt ist.
Die Inflation wird auch einen politischen Preis für die seit Januar amtierende Regierung haben. Der Verlust eines einzigen Senatssitzes bei den Mid Term Elections würde ausreichen, um die Maßnahmen der Bundesregierung für die verbleibenden zwei Jahre der Amtszeit des Präsidenten zu lähmen.
Dass die Finanzmärkte trotzdem so ruhig sind, ist auf die Trägheit der US-Geldpolitik zurückzuführen. Zwar sorgt der Anstieg der Inflation für Volatilität bei den kurzfristigen Zinsterminkontrakten, aber der Umfang der von den Finanzmärkten erwarteten Zinserhöhungen steht nach wie vor in keinem Verhältnis zur Höhe des Inflationsrisikos. Der Markt ist nach wie vor davon überzeugt, dass eine maßvolle Zinserhöhung auf maximal 1,5 % ausreichen wird, um die Inflation auf etwa 2 % zu senken. Selbst die Fed geht jedoch davon aus, dass der kurzfristige Zinssatz auf längere Sicht auf 2,5 % steigen wird, was mit einem positiven realen Gleichgewichtszinssatz (+ 0,5 %) vereinbar ist.“
Das vollständige „MyStratWeekly“ der Tochtergesellschaft von Natixis Investment Managers finden Sie hier im englischen Original. Als Thema der Woche analysiert Axel Botte den Einfluß des Wohnungsmarktes auf die Inflation in den USA.