Größte Wachstumsrisiken: Störung der Lieferketten, weniger Unterstützung durch die Zentralbanken sowie weitere Covid-Varianten
- Größte Portfoliorisiken: Zinswende, Inflation und Bewertungen
- Allokationen in Private Assets dürfte steigen
- Langfristige Zielrendite steigt auf 7,8 Prozent
Weltweit blicken professionelle Fondsselektoren sorgenvoll auf das vor ihnen liegende Jahr. Dies ist das Ergebnis einer internationalen Umfrage von Natixis Investment Managers unter professionellen Fondsselektoren. Befragt wurden 436 Investmentprofis, unter anderem von Privatbanken, Vermögensverwaltern, Dachfonds, Family Offices und Maklern. Die an der Umfrage beteiligten Häuser verwalten ein Kundenvermögen von insgesamt 12,6 Billionen US-Dollar.
Insbesondere die möglicherweise anhaltende Störung der Lieferketten gilt als größte Wachstumsbremse. 51 Prozent der Befragten äußerten sich entsprechend. 45 Prozent stufen eine weniger unterstützende Geldpolitik der Notenbanken als Hauptrisiko ein. Negative Auswirkungen durch die Omikron-Variante folgen an dritter Stelle. 40 Prozent erwarten hierdurch Nachteile für die Wirtschaftsentwicklung, etwa in Form von Arbeitskräftemangel oder durch die Beeinträchtigung des internationalen Handels.
Mit Blick auf ihre Portfolios sehen die Fondselektoren weiter steigende Zinsen als das größte Risiko an (70 %). 68 Prozent bereitet vor allem die Inflation Sorgen. An dritter Stelle folgt die Gefahr, die von zu hohen Bewertungen ausgehen könne, wobei 84 Prozent der Fondsselektoren der Meinung sind, dass vor allem die bislang niedrigen Zinsen zu einer Verzerrung bei den Bewertungen geführt hätten.
Trotz der sorgenvollen Aussichten steigen die langfristigen Renditeerwartungen von 7,1 Prozent im Jahr 2021 auf 7,8 Prozent im Jahr 2022.
Private Assets weiter gefragt
Insgesamt planen die befragten Fondsselektoren in diesem Jahr keine dramatischen Veränderungen in ihren Portfolios. Vielmehr stehen taktische Positionierungen im Vordergrund. Angesichts der einsetzenden Zinswende steht die Suche nach Ersatzprodukten guten, laufenden Erträgen ganz oben auf der Agenda. Die Fondsselektoren blicken hier vor allem auf die Private Asset-Märkte. 45 Prozent gaben an, die Allokation in Infrastruktur erhöhen zu wollen. 35 Prozent wollen dies mit Blick auf Private Debt und 30 Prozent mit Blick auf Immobilien tun. Insgesamt stehen vor allem Zinspapiere auf dem Prüfstand. 39 Prozent der befragten Fondsselektoren sagten, dass sie ihre Allokationen in zinssensitiven Staats- und Länderanleihen verringern wollen. Sogenannte Green Bonds befinden sich allerdings weiter im Aufwind. Die Hälfte aller Befragten gab an, diesen Bereich 2022 weiter ausbauen zu wollen.
Was die Branchenallokation angeht, so gehen 54 Prozent der Fondsselektoren davon aus, dass der Energiesektor in diesem Jahr outperformen wird. Ähnliches gilt für Finanzwerte (51 %) und den Gesundheitssektor (47 %). Der Technologiesektor ist offenbar noch nicht abgeschrieben. 43 Prozent erwarten, dass dieser sich 2022 nach wie vor besser entwickeln wird. 65 Prozent der Befragten erwarten zumindest ein weiter anhaltendes Wachstum.
Nach Einschätzung der Fondsselktoren dürfte 2022 ein Jahr für Value-Aktien werden. 63,5 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass dieser Investmentstil gegenüber Growth-Aktien outperformen wird. Mit großer Mehrheit (75,2 %) erwarten die Investmentprofis zudem, dass sich mit aktiven Strategien der Markt in diesem Jahr schlagen lässt.
ESG-Strategien haben ihren festen Platz
Zwei Drittel der Befragten (76 %) sind bereits aktiv in ESG-Strategien investiert. Dieser Anteil könnte in den kommenden Monaten ansteigen. 54 Prozent sind der Meinung, dass der Wunsch, Einfluss auf soziale und ökologische Belange zu nehmen, die Nachfrage nach ESG-Investitionen weiter antreiben dürfte. Ein weiterer Grund dürfte auch darin liegen, dass viele Investmentprofis sich eine Mehrrendite von ESG-Strategien versprechen. 63 Prozent erwarten, mit ESG-Strategien Alpha generieren zu können.
Sebastian Römer, Head of Central & Eastern Europe, kommentiert die Studien-Ergebnisse: "Die andauernde Covid-Pandemie, Inflationssorgen sowie die einsetzende Zinswende bestimmen den Einstieg in das Investmentjahr 2022. Viele Finanzprofis reagieren darauf mit einer breiteren Diversifizierung ihrer Portfolios. Dabei setzen sie vor allem auf Private Assets, ESG-Strategien und aktives Management. Wenngleich ein großer Umbau der Portfolios offenbar nicht auf der Tagesordnung steht, drehen die Fondssektoren an vielen kleineren Stellschrauben, um sich so taktisch besser zu positionieren."