- Auch wenn die meisten bereit sind, Risiken einzugehen, würden 72 Prozent bei ihren Investitionen Sicherheit über Performance stellen - Trotz hoher Technik-Affinität arbeiten Millennials eher mit einem Finanzprofi zusammen, als dass sie sich bei der Verwaltung ihres Vermögens auf einen RoboAdvisor verlassen würden
In der aktuellen Untersuchung “Five Financial Truths about Millennials at 40” nimmt Natixis Investment Managers die Generation derjenigen unter die Lupe, die um die Jahrtausendwende ins Berufsleben eingestiegen sind. Viele dieser sogenannten Millenniums haben mit 40 Jahren nun ein Alter erreicht, in dem sie vergleichsweise hohe Beträge an den Finanzund Kapitalmärkten anlegen können. Die Ergebnisse der Studie, für die weltweit fast 2.500 Millennials befragt wurden, räumen mit einigen gängigen Klischees auf: etwa dass diese Altersgruppe leichtsinnige Verschwender und schlechte Finanzplaner seien, die sich auf die "Bank von Mama und Papa" verlassen würden.
Folgende Ergebnisse bestimmen das Finanzgebaren der Millennials:
- 59 Prozent haben einen professionellen Finanzberater. Bei der Generation X und bei den Babyboomers ist der Prozentsatz geringer, nämlich 56 Prozent bzw. 48 Prozent. Professionelle Beratung ist vor allen Dingen im Hinblick auf die Finanzplanung gewünscht. 82 Prozent haben klar definierte finanzielle Ziele, wie etwa den Ruhestand mit 60 Jahren.
- Millenials sind fleißige Sparer. Sie legen im Durchschnitt 17 Prozent ihres Einkommens zurück.
- Millennials verfügen häufig über ein beträchtliches Vermögen. Als Quelle hierfür geben 31
Prozent eine Unternehmensbeteiligung oder ein selbständiges Einkommen an. 37 Prozent
speisen ihr Vermögen aus Anlagekapital. Nur 17 Prozent benennen Erbschaften oder Familienvermögen als Quelle ihres Vermögens.
“In Sachen Finanzen gelten Millennials oftmals als wenig verantwortungsbewusst. Es wird ihnen nachgesagt, bei der Kapitalanlage leichtfertig zu handeln anstatt ihr Geld solide anzulegen. Dies konnte von den Ergebnissen unserer Umfrage nicht bestätigt werden”, sagte Sebastian Römer, Head of Central & Eastern Europe bei Natixis Investment Managers. "Diese Generation hat den 11. September 2001, das Platzen der ersten Technologieblase und eine schwere Finanzkrise erlebt. Sie weiß, wie Verluste aussehen. In einem Umfeld steigender Risiken und erhöhter Komplexität wollen sie vor allem ihr Vermögen sichern. Eine solide Finanzplanung sowie der Rat von Finanzberatern stehen dabei hoch im Kurs”.
Vor allem fünf Erkenntisse lassen die gängigen Klischees über Millennials in einem anderen Licht erscheinen:
1. Algorithmen können nicht alle Herausforderungen meistern
Millennials gelten gemeinhin als technologieaffin. Die digitale Revolution hat bei ihnen jedoch nicht zu einer Dominanz der technikgetriebenen Anlageberatung geführt. Vielmehr setzen Millennials ihr Vertrauen eher in Menschen als in digitale Lösungen. 88 Prozent derjenigen, die mit einem Finanzbeater zusammenarbeiten, vertrauen diesem. Weniger als die Hälfte (48 %) der Millennials vertrauen Algorithmen, die vor allem bei der automatisierten Beratung zum Einsatz gelangen. Nur etwa ein Viertel (24 %) hält die sozialen Medien für vertrauenswürdig.
59 Prozent der befragten Millennials lassen sich von einem Finanzberater helfen, entweder ausschließlich (40 %) oder in Kombination mit automatisierter Beratung wie einem Robo-Advisor (19 %). Nur sieben Prozent verlassen sich ausschließlich auf automatisierte Beratung. “Die hohe Zahl der Millennials, die einen professionellen Berater in Anspruch nehmen, könnte eine Folge der gestiegenen Komplexität sein, die zu einer erhöhten Nachfrage nach individueller Beratung führt”, so Römer. Vier von zehn Befragten gaben an, dass sie Unterstützung insbesondere bei der Steuerung der Volatilität (40 %) wünschen. Die gleiche Anzahl sagte, es sei ihr wichtig, dass ihre Investitionen mit ihren persönlichen Werten übereinstimmen, während 37 Prozent die Hilfe von Beratern bei steuerlichen Aspekten suchen.
2. Risiko in sicheren Bahnen
Risiko scheint Millennials keine Probleme zu bereiten. Zwei Drittel (66 %) gaben an, dass sie bereit sind, gerne Risiken einzugehen. Dennoch sind sie offenbar risikoscheuer, als sie zugeben: 72 Prozent nämlich gaben an, dass sie die Sicherheit ihrer Anlagen der unbedingten Performance vorziehen. Dies zeigen auch folgende Ergebnisse. Bei der Kapitalanlage setzen Millennials zu 48 Prozent auf Risikomanagement anstatt auf das Ziel, unbedingt eine Benchmark schlagen zu wollen. 60 Prozent sorgen sich, dass die aktuelle Marktvolatilität dem Erreichen ihrer Spar- und Ruhestandsziele entgegenstehen könnte. Vier von zehn Befragten gaben an, durch professionelle Unterstützung den Umgang mit der Volatilität besser in den Griff bekommen zu wollen.
Insgesamt lässt sich ein Zielkonflikt zwischen Rsiko- und Renditeerwartung erkennen. Denn trotz des Wunsches nach Sicherheit liegen die Renditeerwartungen der Millennials derzeit bei 16,3 Prozent nach Inflation. “Erklären lässt sich dies vermutlich damit, dass die in den letzten drei Jahren erzielten Renditen zwei- bis dreimal so hoch waren, wie die durchschnittliche jährliche 3 Rendite von 8,19 %, die der S&P in den 20 Jahren zwischen 2000 und 2020 erzielt hat. Dies hat für die Zukunft unrealistische Erwartungen geweckt”, so Sebastian Römer.
3. Millenniums haben mehr im Blick, als nur sich selbst
Millennials sind wertegetrieben. 78 Prozent sehen in ihrer Kapitalanlage die Möglichkeit, einen positiven Einfluss auf die Welt zu nehmen. 63 Prozent glauben sogar, dass sie die Verantwortung haben, durch ihre Investitionen zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beizutragen. Nach dem Risikoaspekt ist die Übereinstimmung eines Investments mit den eigenen Werten die zweitwichtigste Präferenz der Millennials. Sie wollen Renditen erzielen und gleichzeitig einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen. Dies zeigt sich auch in folgenden Ergebnissen:
- Millennials wissen, dass die Berücksichtigung von ESG-Investments allein nicht ausreicht. 77 Prozent derjenigen, die ESG-Investments tätigen, sagten, dass sie vom Fondsmanagement einen aktiven Dialog mit den Portfoliounternehmen wünschen. 72 Prozent erwarten, dass Aktienmanager sich im Rahmen der Hauptversammlungen aktiv an Abstimmungen beteiligen
- 57 Prozent wissen, dass Indexfonds Unternehmen enthalten können, die möglicherweise nicht die persönlichen Wertepräferenzen widerspiegeln.
- 52 Prozent verlangen von ihrem Finanzberater, dass dieser neben den finanziellen Faktoren auch ESG-Aspete in die Investmentanalyse einbezieht.
4. Frühzeitiger Ruhestand im Visier
Weltweit gehen Millennials davon aus, dass sie im Durchschnitt mit 60 Jahren in Rente gehen werden, sind sich aber nicht mehr sicher, ob sie dieses Ziel auch erreichen können.
- Zwar geben sich 70 Prozent der Millennials zuversichtlich, dass sie finanziell abgesichert in den Ruhestand gehen können. Allerdings hegen sie vermehrt Zweifel, ob dies wie geplant geschehen kann. 66 Prozent gaben an, dass sie akzeptieren, dass sie möglicherweise länger als erwartet arbeiten müssen.
- Millennials sind sehr sparfreudig. Im Durchschnitt legen sie 17 Prozent ihres Jahreseinkommens für den Ruhestand zurück. Die Alterssicherung sehen sie in ihrerer eigenen Verantwortung. 76 Prozent sagten, dass es zunehmend ihre Aufgabe sei, den Ruhestand selbst zu finanzieren.
- In der zuletzt auf Rekordhöhen gestiegenen Inflation sehen 72 Prozent der Befragten eines der größten Risiken für ihre Altersvorsorge.
- 72 Prozent sind besorgt, dass die steigende Staatsverschuldung in ihrem Land in Zukunft zu geringeren staatlichen Rentenleistungen führen wird.
5. Auch Millennials von der Pandemie betroffen
Covid-19 verursachte bei 58 Prozent der Millennials Stress in Bezug auf ihre finanzielle Sicherheit. 28 Prozent der Befragten gaben an, dass sie oder ihr Haushalt während der Pandemie Einkommensverluste hinnehmen mussten, und mehr als ein Fünftel (22 %) erlebte einen erheblichen 4 Rückschlag bei der finanziellen Sicherheit. In Zeiten der Pandemie erhöhte fast ein Viertel der Millennials (24 %) seine Investmentaktivitäten in Zusammenarbeit mit Finanzberatern. Ganz oben auf der Liste der größten finanziellen Ängste stehen, unerwartete Ausgaben, Arbeitsplatzsicherheit und Steuern. Rückblickend sagten viele, dass ihnen die Pandemie zentrale finanzielle Grundsätze in Erinnerung gerufen habe. Dazu zählen vor allem Ausgabenkontrolle (46 %), die Existenz von finanziellen Notfallreserven (38 %) sowie die Vermeidung von Emotionen bei Investitionsentscheidungen (32 %).
Die gesamte Studie finden Sie hier.