Seit der Subprime-Krise ist ein Rückgang der Produktivitätsgewinne und des Wachstums in den Vereinigten Staaten und noch stärker in der Eurozone und in China zu beobachten. Im aktuellen „Flash Economics“ nennt Patrick Artus, Senior Economic Advisor des französischen Vermögensverwalters Ossiam, einer Tochter von Natixis Investment Managers, drei Gründe:
- die Verlangsamung des technischen Fortschritts; um bahnbrechende Innovationen, seien immer mehr Forschungs- und Entwicklungsausgaben erforderlich;
- den Rückgang der Qualifikationen der Erwerbsbevölkerung in den USA und Europa;
- das Auslaufen der positiven Effekte der Globalisierung und der Öffnung des Handels zwischen den Industrieländern und den Schwellenländern.
Artus: „Vor 2007 betrug der Produktivitätszuwachs in den USA 2,4% p.a., in der Eurozone 1,2% p.a. und in China 9,7% p.a. Jahr. Ab 2010 ging dieser Trend auf 1,3% in den Vereinigten Staaten, 0,4% in der Eurozone und 6,4% in China zurück. Trotz kontinuierlich gestiegener Ausgaben für Forschung und Entwicklung, schwächte sich – außer in den Vereinigten Staaten – das Produktivitätswachstum pro Kopf ab 2017 weiter ab (siehe Tabelle 1).
Dies kann daran liegen, dass die großen Unternehmen, die die Wirtschaft dominieren ihre F+E-Aktivitäten eher defensiv tätigen, um ihre Marktanteile zu sichern.“
Den Kompetenzschwund in der Erwerbsbevölkerung macht der Professor an der Paris School of Economics (PSE) und ehemalige Chefvolkswirt der Investmentbank Natixis fest an der Internationalen PIAAC-Studie der OECD zur Untersuchung von Alltagsfähigkeiten Erwachsener (siehe Tabelle 2). Demnach hätten die Erwerbstätigen in den Vereinigten Staaten und in den größten europäischen Ländern zwischen 2016 und 2023 an Lesekompetenz, alltagsmathematischer Kompetenz und adaptivem Problemlösen verloren.
Was die positiven Effekte der Globalisierung betrifft, so beobachtet Artus, dass sie schon lange vor der Zuspitzung des Zollstreits begonnen hätten, schwächer zu werden.
Artus: „Seit 2012 wächst der weltweite Warenhandel weniger schnell als das weltweite BIP. Seit 2019 stagniert der Anteil der Importe am BIP der Vereinigten Staaten und der Eurozone. Und seit 2008 sinkt der Anteil der Exporte am BIP Chinas.
Für eine Wiederbelebung des weltweiten Wachstums sehen wir zwei Möglichkeiten:
- die Entwicklung des Dienstleistungshandels als Ersatz für den nicht mehr als Wachstumsmotor fungierenden Warenhandel;
- einen sehr positiven Effekt der künstlichen Intelligenz auf die Produktivitätsgewinne – der jedoch erst bewiesen werden muss.“
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