3,57% für die 10-jährige Anleihe, 4,04% für die 15-jährige Anleihe und 4,43% für die 30-jährige Anleihe sind historische Höchststände. Damit reihen sich französische Staatsanleihen ein in einen größeren Trend zu Spannungen auf den Märkten für langfristige Anleihen, insbesondere bei 30-jährigen Anleihen aus den USA, Großbritannien und Japan.
Dass Anleger die jüngsten OAT-Emissionen stark nachgefragt hatten, liegt an drei Gründen: Der französische Anleihemarkt ist einer der liquidesten und tiefsten in der Eurozone, was ihn für Anleger attraktiv macht. Frankreich gilt als glaubwürdiger Emittent, der seine Schulden bedienen wird. Schließlich konnten inländische Versicherer, die nach langfristigen festverzinslichen Wertpapieren suchen, von den höheren Zinsen profitieren.
Das französische politische System ist derzeit aufgrund einer in drei große Blöcke zersplitterten Nationalversammlung gelähmt. Die fehlende Mehrheit der Regierung schränkt ihre Möglichkeiten ein, die notwendigen Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung zu ergreifen, um die Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP zu stabilisieren. Die Ernennung eines neuen Premierministers wird daran ebenso wenig ändern wie eine mögliche Auflösung der Nationalversammlung. Das Ergebnis dürfte erneut eine gespaltene Nationalversammlung sein, die die Verabschiedung von Maßnahmen verhindert, die das Haushaltsdefizit deutlich reduzieren könnten. Dies wird wahrscheinlich zu einem geänderten Haushalt für 2026 mit einer begrenzteren und schrittweisen Haushaltskonsolidierung führen. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass die Ratingagenturen die Bonität Frankreichs herabstufen werden. Fitch und S&P könnten sie schnell auf A+ herabstufen, verbunden mit einem negativen Ausblick. Die Märkte haben diese bevorstehende Herabstufung bereits eingepreist, wie der Spread von rund 80 Basispunkten zeigt.
Die Anleger würden im Falle eines Extrem-Szenarios, das wir nicht erwarten, wie beispielsweise dem Rücktritt des Präsidenten der Republik, vorsichtiger gegenüber französischen Staatsanleihen werden. Ein solches Szenario würde eine Regierungskrise bedeuten und zu Spekulationen über eine mögliche Sechste Republik führen. Emmanuel Macron hat dies jedoch ausgeschlossen und erklärt, dass er seine Amtszeit bis zum Ende ausüben werde.
Mit einer neuen Regierung, die eher zu einer Erhöhung der öffentlichen Ausgaben neigen würde, könnten die Befürchtungen hinsichtlich eines nicht mehr tragbaren Haushalts zunehmen. Der französische Spread könnte ein Niveau von weit über 100 Basispunkten erreichen. Die Ansteckungsgefahr für andere hoch verschuldete Peripherieländer wäre erheblich, was die EZB dazu veranlassen würde, mit ihrem Transmission Protection Instrument einzugreifen, um „unbegründete und ungeordnete Marktdynamiken zu bekämpfen, die eine ernsthafte Gefahr für die Transmission der Geldpolitik innerhalb der Eurozone darstellen”.
Hingegen halten wir es für unwahrscheinlich, dass die EZB das TPI einsetzen wird, um die Spannungen beim französischen Spread zu begrenzen. Frankreich befindet sich in einem Verfahren wegen eines übermäßigen Defizits und muss die Empfehlungen der Europäischen Kommission befolgen, um vom TPI profitieren zu können. Die Spannungen beim OAT hängen jedoch gerade mit der Neubewertung des französischen Haushaltsrisikos nach der politischen Krise zusammen. Ein weiteres verfügbares Instrument ist das OMT (Outright Monetary Transactions). Seine Anwendung erscheint ebenso unwahrscheinlich, da es einen Antrag des Landes erfordert und dieses wiederum die Unterstützung des Europäischen Stabilitätsmechanismus in Anspruch nehmen müsste, was politisch schwierig ist.
Von Aline Goupil-Raguénès, Analystin im Strategieteam von Ostrum AM
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