Gaelle Mallejac, Chief Investment Officer des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management, beäugt die Euphorie an den Finanzmärkten rund um künstliche Intelligenz kritisch. Ihrer Einschätzung nach verschleiern die massiven Investitionen in KI die strukturellen Risiken der US-Wirtschaft. Politische Krisen in Frankreich, der Stillstand in den USA sowie die Wahl von Sanae Takaichi in Japan würden an den Märkten weitgehend ignoriert oder fehlinterpretiert.
Wirtschaftliche Schwäche in den USA und der Eurozone
Laut Mallejac dürfte die Beschäftigung in den USA zu Beginn des vierten Quartals weiter zurückgehen. In der Eurozone habe die deutsche Industrie bislang kaum von den angekündigten Haushaltsanstrengungen profitiert. In Frankreich wiederum laste politische Unsicherheit auf dem Wachstum. Die Banque de France schätzt den ökonomischen Schaden auf mindestens 0,2 Prozentpunkte. Sowohl Haushalte als auch Unternehmen hielten sich mit Ausgaben, Investitionen und Neueinstellungen zurück.
Bewertungsblasen und eingeschränkte Zentralbankpolitik
Die überhöhten Aktienbewertungen bezeichnet Mallejac als erhebliches Risiko. Zwar bleibe das Erkennen von Wendepunkten schwierig, doch die Unternehmensgewinne stünden in keinem Verhältnis zum realen Wirtschaftswachstum. Zentralbanken könnten die Folgen zwar dämpfen, seien jedoch durch die anhaltende Inflation in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt.
Die Anleiherenditen dürften sich laut Ostrum bei etwa 4 % für T-Notes und 2,80 % für Bundesanleihen einpendeln. Eine Rückkehr zur Risikoaversion würde sich negativ auf Aktien und Hochzinsanleihen auswirken. Gold diene weiterhin als sicherer Hafen, besitze aber zunehmend eine spekulative Komponente, vergleichbar mit anderen Metallen.
Zinspolitik und geopolitische Entwicklungen
Ostrum erwartet zwei weitere Zinssenkungen der US-Notenbank bis Jahresende und drei weitere im Jahr 2026. Die Fed müsse auf die anhaltende Verschlechterung des Arbeitsmarktes reagieren, inklusive sinkender Erwerbsquoten, rückläufiger Einstellungen und erhöhter Entlassungen.
In China werde der Abbau von Überkapazitäten wirtschaftliche Folgen haben. Eine Abwertung des Yuan, wie sie 2015 erfolgt war, sei jedoch nicht zu erwarten. Stattdessen würden die chinesischen Behörden die Währungsstabilität priorisieren, um sich auf den Handelskonflikt zu konzentrieren.
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