Schuld daran sind aber auch die schlechten Prognosen einiger Konzerne, die bereits für das laufende Jahr mit weniger Gewinn rechnen als ursprünglich erwartet. Jüngste Umsatz- und Gewinnwarnungen wie die der DAX-Werte HeidelbergCement, Fresenius und BASF scheinen nur die Spitze des Eisberges zu sein. Denn die Erwartungen für das zukünftige Ertragswachstums sind schon seit Oktober negativ.
Gewinne werden auf breiter Front nachgeben
Aufschlussreich ist auch eine jüngst veröffentlichte Studie des Beratungshauses EY. Die sagt für deutsche Firmen bereits für das 4. Quartal voraus, dass die Gewinne auf breiterer Front nachgeben werden. Und es ist zu befürchten, dass sich dies 2019 fortsetzt. Die Folge: Unternehmen müssen gegensteuern, die Kosten weiter senken – und im Zweifelsfall auch Mitarbeiter entlassen. Trübe Aussichten für DAX & Co.
Doch dieses Szenario gilt natürlich nicht nur für Deutschland. In Europa belastet weiterhin der Brexit die Märkte, dessen ungewisser Ausgang weitreichende Folgen für Wirtschaft und Finanzmärkte haben wird. Und auch der Haushaltsstreit zwischen Rom und Brüssel ist noch längst nicht vom Tisch, auch wenn es hier erste Anzeichen einer Annäherung gibt.
Am weitreichendsten ist aber der Handelskrieg zwischen den USA und China. Hier hatte es zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi beim G20-Gipfel in Argentinien erste Erfolge gegeben, indem für zunächst 90 Tage auf weitere Zölle verzichtet wurde. Und was von den Märkten kaum beachtet wurde: China hat jetzt 38 Regeln zum Schutz geistigen Eigentums veröffentlicht. Bei Verstößen sollen staatliche Förderungen und die Finanzierung über die Kapitalmärkte oder die Banken deutlich eingeschränkt werden. Die Initiative zielt dabei auf eines der wichtigsten Themen im Handelsdisput mit den USA ab. Peking betonte darüber hinaus die „sehr erfolgreichen“ Gespräche beim G-20-Gipfel. Doch was passierte dann? Die Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou wurde verhaftet. Peking reagierte wütend. Und weitere Fortschritte zwischen Washington und Peking könnten im Keim erstickt werden. Auch hier: Trübe Aussichten.
Nerven bewahren – es gibt bald wieder günstige Bewertungen
Schaut man auf das Jahr 2019 wird man feststellen müssen: Das momentane Bärenmarktumfeld könnte uns noch die nächsten 12, wenn nicht sogar bis zu 18 Monate erhalten bleiben. Die Kurse an den Börsen werden wohl weiter nachgeben. Wir rechnen auf jeden Fall fest damit.
Auch wenn wir, wie alle Anleger, Verluste hassen und versuchen, sie so gut wie möglich zu vermeiden, so kommt uns als Value-Investoren dieses Szenario aber nicht ganz ungelegen, eröffnen sich dadurch doch neue Anlagechancen. Vor ein paar Monaten waren die Bewertungen vieler Unternehmen noch sehr hoch, so dass wir kaum noch unterbewertete Titel gefunden haben. Mit der aktuellen Korrektur verbessert sich jedoch die Situation. Denn wenn der breite Markt nachgibt, werden auch gute Unternehmen wieder bezahlbar. Man muss nur die Nerven behalten. Bei unseren Mandaten wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und dem PRIMA – Globale Werte bereiten wir uns darauf vor, indem wir größere Cash-Positionen aufbauen, um dann zuzuschlagen, wenn andere Investoren Angst haben und sich selbst von Aktien sehr guter Firmen wie etwa Alphabet, Croda, Verisign, Tencent oder Alibaba trennen. Diese Situation wird kommen und die finale Bereinigung stattfinden. Auch wenn es zynisch klingt: Deshalb glauben wir, dass die aktuelle Korrektur noch nicht vorbei ist.
Frank Fischer, CEO & CIO, Shareholder Value Management AG