Wir erwarten keine allzu schnelle Erholung an den Aktienmärkten, sondern eher eine, deren Verlauf wellenförmig wieder nach oben führt. Diese W-Formation, so ist zu befürchten, wird neben Höhen auch noch ein paar Tiefen mit sich bringen. So wurden die Gewinnerwartungen von den meisten Analysten schon kräftig nach unten korrigiert. Ob der Pessimismus berechtigt ist, werden wir schon in dieser Woche sehen, wenn die Berichtssaison der im S&P 500 gelisteten Unternehmen Fahrt aufnimmt. Rund sieben Prozent der Index-Mitglieder – darunter die großen US-Banken – werden ihre Bilanzen vorlegen. Die von Refinitiv IBES gesammelten Schätzungen lassen aber nichts Gutes erwarten. Seit dem Jahreshoch am 19. Februar sind die Gewinnerwartungen für das erste Quartal um 9,3 Prozent gesenkt worden. Für Q2 wird mittlerweile sogar ein Gewinnrückgang von 16,6 Prozent erwartet. Für das dritte Quartal ist es „nur“ noch ein Minus von 6,1 Prozent, während für das Schlussquartal ein knappes Plus von 0,3 Prozent erwartet wird. Das bedeutet, wenn die Prognosen halbwegs zutreffen, dass wir bis ins dritte Quartal hinein noch mit so manchen Enttäuschungen leben müssen. In der zweiten Jahreshälfte dürfte sich die Wirtschaft nach einem Abebben der Pandemie aber langsam wieder erholen. Das kann aber zwischenzeitlich dazu führen, dass wir im S&P 500 nochmal an der 2500 Punkte-Marke kratzen. Aber das wäre unserer Meinung nach das schlimmste aller Szenarien.
Die „Kavallerie“ ist unverzüglich ausgerückt
Was klar ist: Eine Rezession ist unvermeidbar. Es kommt jetzt nur noch darauf an, wie heftig diese ausfällt. Die „Kavallerie“ ist ja unverzüglich ausgerückt – und zwar in Form der Notenbanken und auch der Politik, die mit enormen Rettungspaketen und fast unbegrenzter Liquidität versuchen, die schlimmsten Verwerfungen aufzufangen.
Neu ist derweil der gigantische Umfang der Maßnahmen, der in der Not möglich ist. Das in der Finanzkrise propagierte „What ever it takes“ von Ex-EZB-Präsident Mario Draghi hat eine ganz neue Dimension erreicht. Es ist sogar so extrem, dass möglicherweise bis zu 50 Prozent des Bruttosozialprodukts von den Notenbanken in den Markt gepumpt werden. Die japanische Notenbank hat es bereits vorgemacht, indem sie rund 20 Prozent des Bruttosozialprodukts in den Markt geben wird. Und dies kann jederzeit ausgeweitet werden. In den USA sind die Unterstützungen von Seiten der FED und der Politik ebenfalls gigantisch.
Alphabet, Amazon, Facebook & Co.
Wie geht man mit einer solchen Situation um? Wir haben die letzten Wochen dazu genutzt, bei zum Teil günstigen Kursen einige Positionen aufzustocken, bzw. Titel neu in die Portfolien unserer Mandate wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen aufzunehmen. Dazu gehört etwa Verisign, das Unternehmen, welches weltweit alle .com-Domains verwaltet und vergibt. Daneben ist Alphabet für uns interessant. Auch eine Facebook war günstig nachzukaufen. Und dann natürlich Amazon, das zu den großen Gewinnern der Krise gehören wird.
Zwar könnte man mit den gefallenen Engeln wie der Lufthansa, Ryanair oder auch TUI mittelfristig zu den großen Gewinnern gehören. Aber davon lassen wir bis auf Weiteres die Finger. Hier winken vielleicht hohe Gewinne, aber gleichzeitig ist das Risiko sehr hoch. Wir investieren lieber in stabile, eigentümergeführte Unternehmen wie Secunet oder Novo Nordisk. Hier fühlen wir uns im Interesse unserer Anleger sehr viel wohler.
Frank Fischer, CEO & CIO, Shareholder Value Management AG