Die US-Inflationsrate ist im Juni, wie erwartet, auf 3,0% zurückgegangen (Mai: 4,0%). Zum Vormonat sind die Verbraucherpreise lediglich um 0,2% gestiegen. Während die Energiepreise wieder etwas stärker zugelegt haben, haben die Nahrungsmittelpreise in etwa stagniert. Auch ohne diese volatilen Komponenten sind die Verbraucherpreise im Juni nur um 0,2% zum Vormonat gestiegen. Die Kerninflation lag damit bei 4,8% (Mai: 5,3%). Rückläufig waren die Preise vor allem bei dauerhaften Gütern, besonders deutlich bei Gebrauchtwagen. Aber auch die Wohnkosten sind weniger stark gestiegen. Vor allem aber haben die von FED-Chef Powell in den Fokus gerückten Preise in der Kategorie „Dienstleistungen ohne Wohnkosten“ (Super-Kerninflation) – die besonders stark von der Lohndynamik getrieben werden – nur noch stagniert.
Aussichten für Anleger
Die Juni-Daten zur Verbraucherpreisinflation bestätigen die umfragebasierten Frühindikatoren und die Preissignale auf den Vorstufen der Produktion und geben Investoren und FED mehr Sicherheit, dass der Preisdruck in geordneten Bahnen weiter nachlässt. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die FED mit der Zinsanhebung im Juli den Zinsgipfel erreicht und im Anschluss versuchen wird, den geldpolitischen Straffungsgrad über den Bilanzabbau (QT) aufrecht zu erhalten. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines Soft Landings der US-Wirtschaft. Für die kommenden Monate bleibt zentral, dass die Arbeitsmarktdaten weiterhin eine Abflachung der Lohndynamik signalisieren und keine neuerlichen Preisschocks überraschen. Nach wie vor halten wir die Spekulationen über rasche Zinssenkungen für überzogen. Gegen Zinssenkungen spricht nicht zuletzt, dass sich die Finanzierungskonditionen für die Privatwirtschaft in den USA – trotz der Zinsanhebungen – seit Jahresanfang bereits wieder verbessert haben und die Notenbank ein vorzeitiges Lösen der Inflationsbremse vermeiden möchte. Aus Investorensicht ist die Aussicht auf ein Abflachen der Zinswelle dennoch positiv und verbessert den Ausblick für Geschäftsmodelle in säkularen Wachstumstrends. In stark zyklischen Bereichen der Wirtschaft sollte allerdings weiter mit Kollateralschäden der vergangenen Zinsschritte gerechnet werden.
Von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz