Kaum war Ende Oktober mein Gastbeitrag hier veröffentlicht, überschlugen sich die Ereignisse in den USA: Am 28.10.14 kündigte US-Onlinebroker Charles Schwab an, auf Algorithmen basierende Anlageberatung („Robo-Advisory“) erstmals ab 2015 überhaupt anzubieten – und das gebührenfrei!
Zum Vergleich: Die derzeit bedeutendsten digitalen US-Wettbewerber Wealthfront und Private Capital, die durch günstigere Preise, Bankunabhängigkeit und kurze digitale Wege versuchen, vor allem die Zielgruppe der Millennials für sich zu gewinnen, bieten ihre Dienstleistung in der Spanne zwischen 0,25% und 1% p.a. an.
Digitale Vermögensverwalter reagieren unverzüglich
Wealthfront gab kurzerhand den Abschluß einer Finanzierungsrunde über 64 Mio USD bekannt. Zusammen mit dem Zufluss aus einer erst im Frühjahr durchgeführten Kapitalrunde stehen nun fast 100 Mio USD für Innovationen und Investitionen zur Verfügung – wallstreetunabhängig, wie Wealthfront betont. Unbestätigten Berichten zu Folge wird Wealthfront nach dieser Runde mit 700 Mio USD bei aktuell ca. 1.5 Mrd USD Assets under Management bewertet. Nach traditionellen Kriterien eine stattliche Zahl (die Assets über 30 Mrd USD impliziert), bei einem first mover in einem Millardenmarkt relativiert sich das schnell.
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Die in San Francisco ansässige Gesellschaft Personal Capital verwaltet nach eigenen Angaben mehr als 600 Mio USD und hat nur einen Tag nach Wealthfront den Abschluß einer Series D-Runde in Höhe von 50 Mio USD vermeldet.
Die Botschaft der Digitalen ist deutlich: Wir haben genügend Reserven, um durch die Ankündigung von Charles Schwab nicht ins Schlingern zu geraten und möglicherweise Kundenvertrauen ganz am Anfang einzubüßen. Es ist bemerkenswert, wie die neuen Wettbewerber quasi binnen Stunden den Schachzug von Charles Schwab gekontert haben.