Marktturbulenzen, aber auch neue Regulierungsvorhaben der EU machen der Fondsbranche in Europa zu schaffen. Insbesondere Fonds, die nach Artikel 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) klassifiziert sind, spüren die Folgen. Zu diesem Ergebnis kommt Morningstar in seinem neuen Quartalsbericht, in dem das Researchhaus Kapitalflüsse, Vermögenswerte, Auflegungen und Neuklassifizierungen der beiden Fondstypen untersuchte.
„Zweieinhalb Jahre nach Inkrafttreten der SFDR und trotz des schwierigen makroökonomischen und regulatorischen Umfelds haben die Fondsgesellschaften ihr Angebot kontinuierlich an der Verordnung ausgerichtet, Fonds auf Artikel 8 umgestellt und sich zu nachhaltigeren Investments verpflichtet“, sagt Hortense Bioy, Global Director of Sustainability Research bei Morningstar. „Aber wegen der neuen Konsultationen über Funktionsweise und Zukunft der SFDR, die die Europäische Kommission Mitte September eingeleitet hat, können wir mit weiteren Unsicherheiten rechnen."
Noch ist offen, was die Zukunft bringt. Was Unsicherheit bedeuten kann, zeigt beispielhaft das dritte Quartal, das laut Morningstar eher durchwachsene Ergebnisse lieferte: Investoren zogen 20,5 Milliarden Euro aus Artikel 8-Fonds ab, nachdem sie bereits in den drei Monaten davor Fondsanteile in Höhe von 21,5 Milliarden Euro zurückgegeben hatten. Etwas besser sah es bei Artikel 9-Fonds aus. Sie konnten Zuflüsse in Höhe von 1,4 Milliarden Euro verbuchen – allerdings war das ein neuer Tiefstwert.
„Die Neueinstufungen haben wieder zugenommen. Wir haben fast 280 Fonds ermittelt, die im dritten Quartal ihre SFDR-Klassifizierung geändert haben, darunter 250 Heraufstufungen“, so Bioy. „Im Vergleich dazu wurden im vorangegangenen Quartal rund 200 Höherstufungen gemeldet, meist von Artikel 6 zu Artikel 8. Gleichzeitig wurden aber auch elf Fonds von Artikel 9 auf Artikel 8 heruntergestuft.“
Aus dem neuen Quartalsbericht von Morningstar geht andererseits hervor, dass die Fondsgesellschaften weiterhin das Instrumentarium verfeinern, mit dem sie in ihren Portfolios nachhaltige Investments messen. In diesem Zusammenhang haben im dritten Quartal fast 300 Artikel 8-Fonds ihre Mindestverpflichtung für nachhaltige Investments überarbeitet. Die Mehrheit erhöhte ihre Verpflichtung, ein Drittel der 300 Artikel 8-Fonds strebt jedoch keine nachhaltigen Investments an. Bei den Artikel 9-Fonds wiederum planen nur 28 Prozent Investments, die an der Taxonomie ausgerichtet sind.
Was die Zukunft von Artikel 8- und 9-Fonds angeht, sind die Marktteilnehmer geteilter Meinung. Eine Umfrage von Morningstar Sustainalytics ergab: Fünfzig Prozent der Befragten möchten, dass die Klassifizierungen durch Labels ersetzt werden, 39 Prozent würden es vorziehen, Artikel 8 und 9 beizubehalten, aber Mindeststandards einzuführen, und 7 Prozent stimmten für den Status quo.
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