- Internationale Fondsbranche verzeichnet leichten Zuwachs auf 62 Bil. Euro (Dezember 2023)
- Integral-Umfrage: Steigendes Anleger Vertrauen
- VÖIG-Präsident Bednar erneuert Forderung nach einem Steuerbefreiten Vorsorgedepot für die Private Vorsorge
„Trotz der nach wie vor hohen Inflation und eines hohen Zinsniveaus, der schrecklichen Kriege in der Ukraine sowie im Nahen Osten und wieder erlangter Attraktivität anderer Anlageformen entwickelt sich die österreichische Investmentfondsbranche weiter positiv“, betont Heinz Bednar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG), anlässlich des Weltfondstages 2024, den die Fondsverbände traditionell gemeinsam am 19. April begehen.
Fondsvolumina in Österreich im 1. Quartal 2024 gestiegen
Das österreichische Fondsvolumen der Wertpapier-Verwaltungsgesellschaften (VWGs) erhöhte sich seit Jahresbeginn gegenüber Ultimo 2023 um rund 4 Prozent auf 209,5 Mrd. Euro. Dieser Zuwachs ist nicht nur der erfreulichen Entwicklung an den Finanzmärkten zu verdanken, sondern auch den Mittelzuflüssen durch die Anleger:innen: So betrugen die Nettomittelzuflüsse zum Ende des 1. Quartals 2024 rund 1,2 Mrd. Euro, wobei auf institutionelle Anleger 1,2 Mrd. Euro entfielen und auf den Publikumsfondsbereich -79,5 Mio. Euro. Rentenfonds erreichten einen Nettomittelzufluss von rund 1,1 Mrd. Euro, Aktienfonds erhielten einen Nettomittelzufluss von rund 385,3 Mio. Euro. Dagegen kam es im Segment der vermögensverwaltenden Fonds zu Nettomittelabflüssen in Höhe von rund - 287,5 Mio. Euro. Die Gesamthöhe der Ausschüttungen im 1. Quartal 2024 betrug 276,4 Mio. Euro und die Kursgewinne beliefen sich auf rund 6,5 Mrd. Euro.
Aktienfonds Euroland mit bester Performance
„An den Aktienmärkten sind die USA heuer nicht mehr das Maß der Dinge, Europa und Japan holen auf“, betont Bednar: Seit Jahresbeginn (3 Monatszeitraum) performten Aktienfonds Euroland mit 12,4 Prozent am besten, gefolgt von Aktienfonds Japan mit 11,2 Prozent. Aktienfonds Europa (EU) performten mit 7 Prozent und Aktienfonds Österreich mit 0,6 Prozent.
Im 1-Jahres-Zeitraum performten Aktienfonds Nordamerika mit 21,4 Prozent, Aktienfonds Asien und Pazifischer Raum mit 20,8 Prozent, Aktienfonds Japan mit 20,4 Prozent, Aktienfonds Euroland mit 19,4 Prozent, Aktienfonds Europa (EU) mit 13,7 Prozent und Aktienfonds Österreich mit 6,4 Prozent.
Verhaltene Erholung der internationalen Fondsbranche
Die weltweite Fondsbranche ist nach einem deutlichen Rücksetzer 2022 wieder auf einem langsamen Erholungskurs. Laut Zahlen der EFAMA (European Fund and Asset Management Association) waren 2023 62 Billionen Euro Nettovermögen in registrierten offenen Fonds investiert. Das entspricht einem verhaltenen Anstieg gegenüber dem Vorjahr (61 Billionen Euro (Ende 2022). Weltweit sind nach wie vor Aktien mit 46 Prozent die beliebteste Anlageklasse (2022: 42 Prozent). Anleihen blieben mit 19 Prozent auf dem gleichen Niveau wie im Jahr zuvor, während sich der Anteil von gemischten Fonds von 16 auf 11 Prozent reduzierte. 54 Prozent des Volumens betrafen Nord- und Südamerika, 31 Prozent Europa und 15 Prozent den asiatisch/pazifischen Raum. Europa verzeichnete mit einem Zuwachs von 19,1 Billionen Euro auf 20,7 Billionen Euro Investmentvolumina ein leicht positives Jahr.
„Die generell erfreuliche Entwicklung des Gesamtmarkts darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einzelnen Regionen Gegenwind herrschte“, analysiert Thomas Loszach, Vorstand der Vereinigung ausländischer Investmentgesellschaften in Österreich (VAIÖ), zum Weltfondstag 2024. Während wir in den USA eine spürbare Erholung beobachteten – speziell getrieben durch einige wenige Börsenstars – gingen die Kapitalflüsse in China spürbar zurück. Die unklaren konjunkturellen Aussichten, die geopolitischen Spannungsfelder aber auch die gestiegene Attraktivität des Sparbuches bremsten das Engagement der Anleger. Die daraus entstandene Unsicherheit führte zu einer spürbaren Zurückhaltung auf der Anlageseite. Wir beobachteten eine Umschichtung von aktiven Themen- oder Regionenfonds hin zu passiven Index-Lösungen. Dieser Trend wird auch durch die Bedürfnisse neuer Anlegergruppen befeuert, die auf einfache, digitale Investmentlösungen setzen.“
Optimistischer Blick auf 2024
2024 sieht Thomas Loszach als ein Jahr der weiteren Erholung, das jedoch mit gewissen Herausforderungen konfrontiert sein wird: „Ich bin optimistisch, dass nach einem sehr schwierigen Jahr 2022 die Entwicklung - wie in 2023 - auch heuer weiter bergauf gehen wird – sowohl was die Märkte betrifft als auch die Zuflüsse. Ein von vielen erwartetes Soft Landing der US-Wirtschaft wird das Vertrauen der Anleger zusätzlich stärken. Auch die Anleihenmärkte erwachen nach einem jahrelangen Dornröschenschlaf und gewinnen an Attraktivität. Sobald Investoren wieder ein klareres Bild hinsichtlich der künftigen Marktentwicklung haben werden, sollte das Interesse an aktiven Investmentlösungen wieder steigen.“
Das Thema Nachhaltigkeit bleibt international weiter auf der Agenda. Etwa die Hälfte des verwalteten Vermögens wird bereits nach ESG-Kriterien verwaltet. Dennoch sieht Loszach das Thema ambivalent: „Aus Sicht der Umwelt muss die Finanzwirtschaft weiterhin eine führende Rolle in der Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft ausüben. Damit dieses Engagement nicht nachlässt, sind sowohl die Regulatoren als auch die Finanzwirtschaft gefordert. Es liegt etwa an der Industrie, den Dialog mit Kunden zu intensivieren, um das Vertrauen in nachhaltige Investment-Lösungen zu stärken.“
Seine eigene Branche sieht der VAIÖ-Vorstand weiter im Wandel: „Das Geschäftsmodell der Vermögensverwalter wird sich weiter verändern. Der Druck auf die Margen nimmt zu. Gleichzeitig steigen die Kosten für Technologie und Innovation, um auch die Anforderungen von neuen Anlegergruppen bedienen zu können. Für uns gilt mehr denn je der Spruch: „Das einzig Beständige ist die Veränderung.“
Nachhaltige Investmentfonds gefragt
Das österreichische Fondsvolumen der nachhaltigen Investmentfonds erhöhte sich seit Jahresbeginn um rund 5 Mrd. Euro auf 104,2 Mrd. Euro bzw. 5,1 Prozent.
Das Aktienfondsvolumen der nachhaltigen Investmentfonds betrug per Ende März 2024 30,1 Mrd. Euro, das Fondsvolumen der vermögensverwaltenden nachhaltigen Fonds betrug 34,6 Mrd. Euro, das der nachhaltigen Rentenfonds betrug 37,4 Mrd. Euro und das Fondsvolumen der nachhaltigen Immobilienfonds betrug 1,9 Mrd. Euro. Die Nettomittelzuflüsse der nachhaltigen Investmentfonds betrugen im 1. Quartal 2024 rund 735,4 Mio. Euro.
Der Klimawandel und die Notwendigkeit, die europäische Wirtschaft auf nachhaltige Energieträger umzugestalten, sind evident und unumstritten. Die Kombination bei der Dekarbonisierung „finanziell“ mitzuhelfen und gleichzeitig durch die Investments am Kapitalmarkt davon zu profitieren, hat zu einer Veränderung des Anlegerverhaltens geführt. Fonds, die bei der Auswahl der Titel nachhaltige Kriterien verfolgen, stehen auf der Prioritätenliste ganz oben“, betont VÖIG-Präsident Bednar. „Darüber hinaus geht es nicht nur um reine Umweltthemen, sondern auch um Lieferketten, die Arbeits- und Produktionsbedingungen sowie die Frage fairer Löhne, etc.“
Integral Umfrage: 79 Prozent der Befragten wollen mit Fonds Kaufkraft erhalten
Eine im Auftrag der VÖIG durchgeführte INTEGRAL-Umfrage (Erhebungszeitraum 23.2.-4.3.2024) zeigt, dass 47 Prozent der Befragten dem Thema Geld anlegen in Form von Fonds, Aktien und Anleihen positiv bis sehr positiv begegnen. Dieser Wert lag bei der letzten Erhebung 2022 noch bei 35 Prozent.
Das wichtigste Motiv für die Investition in einen Fonds ist der Erhalt der Kaufkraft, gaben 79 Prozent der Befragten an. Ähnlich starke Zustimmungswerte zeigen die abgefragten Motive „Hohe Ertragschancen nutzen“ und „langfristige Vorsorge“. In diesem Zusammenhang erneuert VÖIG-Präsident Bednar die Forderung nach einem steuerbefreiten Vorsorgedepot für die private Pensionsvorsorge (3. Säule).
Verglichen zur letzten derartigen Umfrage ist die Bedeutung der Beratung in der Bank als Informationsquelle zu Geldanlagen leicht zurück gegangen, bleibt aber immer noch die wichtigste Informationsquelle. Überraschend, dass Online an Bedeutung verliert, während Zeitungen und Zeitschriften an Bedeutung gewinnen.
Von den abgefragten Themen stoßen Gesundheit und Erneuerbare Energien auf das größte Interesse: 73 Prozent bzw. 72 der Befragten sind sehr oder eher interessiert. Es folgen soziale Themen (z.B. Lieferketten, keine Kinderarbeit) und Zukunftstechnologien (z.B. Künstliche Intelligenz, Cloud Computing). Auf relativ wenig Interesse stößt das Thema Kryptowährungen, woran sich nur 21 Prozent sehr oder eher interessiert zeigten
Offene Immobilienfonds
Das Fondsvolumen der offenen Immobilien-Investmentfonds verringerte sich seit Jahresende 2023 um 5,7 Prozent auf rund 8,8 Mrd. Euro, wobei sich die Nettomittelabflüsse auf 547,8 Mio. Euro und die Kursgewinne auf rund 17,4 Mio. Euro beliefen. Die 5 Immobilien-Investmentfondsgesellschaften verwalteten 13 Fonds (8 Publikumsfonds und 5 Spezialfonds). Die durchschnittliche 1-Jahres-Performance betrug 1,2 Prozent. Die 10-Jahres Performance betrug 2,1 Prozent.
Der rasche Anstieg der Zinsen auf ein Niveau, das der Markt seit Jahren nicht mehr „gewohnt“ war, hat viele Anleger dazu bewogen, ihre Gelder in zinstragende Produkte zu transferieren. Die Berichterstattung um einen großen Immobilieninvestor sowie ein schwieriges mediales Umfeld aufgrund der Krise der europäischen und internationalen Gewerbeimmobilien tat ein Übriges. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Mietobjekten, vor allem im Wohnbereich, sehr stark, was auch die Ertragskraft der österreichischen Immobilienfonds stärken wird. „Sobald das Zinsbarometer in die andere Richtung schlägt, wird sich das Volumen der Immobilienfonds wieder erholen“, ist Bednar überzeugt.
Fondsgedanke feiert 250. Geburtstag
Am 19. April wird in der österreichischen Finanzbranche bereits zum 12. Mal der Weltfondstag begangen. Dieser Tag ist dem Vater des Fondsgedankens, dem Niederländer Abraham van Ketwich gewidmet, der am 19. April 1744 geboren wurde. 1774 brachte er das allererste Gemeinschaftsvermögen namens „Eintracht macht stark“ auf den Weg und legte damit den Grundstein für den modernen Investmentfonds. Ketwich erkannte, dass mit Hilfe eines Fonds die Risiko-Streuung deutlich besser wird und gleichzeitig die Kosten für jeden Anteilsinhaber sinken. Somit feiert der Fondsgedanke heuer seinen 250. Geburtstag.
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