Nettomittelzuflüsse: Artikel 6 Fonds haben die Nase vorn
Morningstar Sustainalytics hat in seinem Rückblick auf das zweite Quartal 2024 die Entwicklungen bei Fonds nach Artikel 6, 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) analysiert. Im Fokus standen dabei die Kapitalflüsse, Vermögenswerte, Auflegungen, Neuklassifizierungen und Namensänderungen von nachhaltigen Fonds. Artikel 8-Fonds verbuchten im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 44 Milliarden Euro an Nettomittelzuflüssen. Im Gegensatz dazu verzeichneten Artikel 6-Fonds im gleichen Zeitraum beeindruckende 107 Milliarden Euro an neuen Kundengeldern.
Rückläufige Entwicklung bei Artikel 9-Fonds setzt sich fort
Besonders düster sieht es bei Artikel 9-Fonds aus, die nun bereits im dritten Quartal in Folge (siehe unten eingefügter Chart) Mittelabflüsse hinnehmen mussten. Nach Abflüssen von 4 Milliarden Euro im ersten Quartal 2024 stiegen diese im zweiten Quartal auf ein Rekordniveau von 6,2 Milliarden Euro. Laut Hortense Bioy, Head of Sustainable Investing Research bei Morningstar Sustainalytics, beeinflusst die sich weiterentwickelnde Regulierung, einschließlich der Überprüfung der EU-Offenlegungsverordnung und der neuen ESMA-Leitlinien zu ESG-Fondsnamen, die Marktdynamik erheblich.
Auswirkungen der neuen ESMA-Leitlinien
Die Einführung der endgültigen ESMA-Leitlinien hat bereits zu einer deutlichen Reduktion von Neueinstufungen geführt. Im zweiten Quartal wurden nur knapp über 50 Fonds neu klassifiziert, der niedrigste Stand überhaupt. Darüber hinaus haben im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 30 Artikel 8- und Artikel 9-Fonds ESG-bezogene Begriffe aus ihren Namen entfernt. Bioy prognostiziert, dass bis Ende des Jahres weitere Fonds auf Schlüsselbegriffe wie „ESG“ und „nachhaltig“ verzichten werden, um den neuen regulatorischen Anforderungen zu entsprechen.
Marktentwicklung und Ausblick
Trotz der Herausforderungen bleibt die Neuauflage von Artikel 8- und Artikel 9-Fonds ein wichtiger Bestandteil des Marktes. Beide Kategorien machen weiterhin mehr als die Hälfte (53 Prozent) der in der EU aufgelegten Fonds aus. Das Gesamtvermögen dieser Fonds stieg leicht auf fast 6 Billionen Euro, was 61 Prozent des EU-Fondsvermögens entspricht. Die erwartete Abschaffung der bisherigen Klassifizierungen und die Einführung neuer Nachhaltigkeitskategorien deuten jedoch auf eine vollständige Umgestaltung des Marktes für ESG-Fonds in der EU hin.
„Die erwartete Abschaffung von Artikel 8- und Artikel 9-Klassifizierungen und die Schaffung neuer Nachhaltigkeitskategorien kündigen eine vollständige Umgestaltung des Marktes für ESG-Fonds in der EU an“, erklärt Bioy.
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