Wie geht‘s weiter?
Asien ist und bleibt die am schnellsten wachsende Region der Welt. Daher wächst auch das institutionelle und das private Vermögen, je schneller Mittelschicht und Wohlstand in Asien zunehmen. Und je aktiver die Regierungen der Region die weitere Entwicklung und den Deregulierungsprozess vorantreiben, desto stärker werden die lokalen Anleihemärkte von mehr Offenheit, höherer Liquidität und wachsendem Anlegerinteresse profitieren. Hinzu kommt die alternde Weltbevölkerung. All das spricht für eine steigende Nachfrage nach Bonds.
2014 ist nicht nur in vielen Ländern Asiens ein Wahljahr, sondern auch in einigen anderen EM-Staaten in anderen Teilen der Welt. Nach den Kursstürzen, die die Währun-gen Indiens und Indonesiens 2013 erlebten, sorgte man sich zu Recht, dass die diesjährigen Parlamentswahlen in diesen Ländern die Situation noch verschärfen könnten. Glücklicherweise hat sich das bisher nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Die positiven Ergebnisse aus beiden Wahlen dürften die Investitionstätigkeit an den betreffenden lokalen Märkten noch verstärken. Auch in Thailand ist in Kürze mit – außerplanmäßigen – Wahlen zu rechnen. Die anhaltenden politischen Turbulenzen belasten zwar das Wachstum, sind für den Anleihemarkt jedoch günstig. Die thailändische Währung hat sich bisher als ausgesprochen widerstandsfähig erwiesen. Letztlich wird die Unsicherheit vergehen und die Wirtschaft wieder auf den Wachstumskurs zurückfinden. Im Ergebnis könnten die Anleiherenditen steigen.
Volkswirtschaftliche Extremrisiken, wie die Gefahr von Staatspleiten (z. B. Griechenland), ein ungeordneter Ausstieg der Fed aus der quantitativen Lockerung und der arabische Frühling, rücken allmählich in weite Ferne. Die vom Markt zunächst kritisch beäugte sukzessive Rückführung der Anleihekäufe durch die Fed verläuft ohne viel Aufhebens. Die Regierungen in der Region haben wirtschaftspolitisch offensichtlich die richtigen Weichen gestellt, sodass sich die Belastungen in Grenzen halten. Nach den umwälzenden Ereignissen der letzten Jahre üben die Märkte sich nunmehr in Gelassenheit. Jetzt ist es so, dass bedeutende geopolitische Ereignisse, wie ein neuer Grenzverlauf (Stichwort: Ukraine) oder die sorgfältig inszenierte Volatilität der chinesischen Währung zwar Schlagzeilen machen, doch wenig Wirkung auf die Marktentwicklung in anderen Teilen der Welt haben. Das zeigt, dass der Marktfokus sich jetzt auf die grundlegenden Verflechtungen der Weltmärkte verlagert hat.
Nicht zuletzt ist der Konjunkturoptimismus in den USA, Japan und Europa gestiegen und damit auch die Zuversicht der Investoren. Es bleibt indes bei Zweifeln über die weitere Entwicklung in China. Doch Chinas Bedürfnis, seine Volkswirtschaft neu auszubalancieren und sich so ein zwar langsameres, aber nachhaltigeres Wachstum zu sichern, ist nachvollziehbar. Insofern machen uns die Schlagzeilen zu Pleiten, schwächeren Konjunkturdaten und dergleichen weniger Sorge. Wir nutzen die aus unserer Sicht übermäßig negative Haltung des Marktes und die daraus resultierende Volatilität als günstige Kaufgelegenheiten.
Über die Autorin
Alia Yousuf ist bei ING Investment Management Lead Portfolio Manager für asiatische Lokalwährungsanleihen und von Singapur aus tätig. Gleichzeitig ist sie Senior Portfolio Manager des EMD-Teams mit Fokus auf EMD Local Currency Strategien. Zuvor war Alia in verschiedenen Management-Positionen im EMD-Bereich in London tätig.