Smart Beta vs. Smart Alpha

"Im Grunde ist Smart Beta nur ein neues Label, mit dem eine alte Idee verkauft wird: Systematische Alternativen zu nach Marktkapitalisierung gewichteten Portfolios gibt es bereits seit mehr als 30 Jahren", so Adrian Banner, CEO und CIO von INTECH (Janus Capital), in einem Interview über Vor- und Nachteile der aktuell verfügbaren Smart Beta Konzepte. Markets |

e-fundresearch.com: Sie sagen, dass Smart Beta auf aktives Trading angewiesen ist. Warum kann das zum Problem für Investoren werden?

Adrian Banner: Da sie auf Trading angewiesen sind, müssen sich Smart-Beta-Strategien mit den gleichen Problemen auseinandersetzen wie aktiv gemanagte Fonds. Am deutlichsten wird das bei den Transaktionskosten: Je höher Zwang zum Rebalancing und je höher deshalb der Portfolioumsatz, desto stärker belastet das die Performance. Doch nur wenige smarte Indizes weisen eine Transaktionskostenkomponente aus. Investoren müssen dann einen Weg finden, den jeweiligen Index so günstig wie möglich zu replizieren. Und auch Strategien mit geringem Portfolioumsatz können Probleme bekommen. Denn bei stark nachgefragten Strategien kann das Handelsvolumen so stark anschwellen, dass es unmöglich wird, bestmögliche Preise und schnellstmögliche Ausführung zu garantieren. Das trifft vor allem Strategien, die die höhere Performance kleinerer Firmen ausnutzen wollen. Schließlich liegt es in der Natur von Small Caps, dass sie weniger liquide sind. Dazu kommen Phänomene wie Front Running: Gerade systematische, regelbasierte Strategien können opportunistischen Tradern in die Hände spielen.

e-fundresearch.com: Ist Smart Beta als gar keine so smarte Idee?

Adrian Banner: Es stellt sich tatsächlich die Frage, wie smart Smart Beta wirklich ist. Allerdings muss man zugestehen, dass die Produkte selbst mit den genannten Einschränkungen eine günstige Möglichkeit bieten, Exposure gegenüber bestimmten Risikofaktoren zu gewinnen. Damit eignen sie sich etwa, um ein Portfolio zu ergänzen, in dem diese Faktoren über- oder unterrepräsentiert sind. Smart Beta ist systematisch, smart im eigentlichen Sinne ist es jedoch nicht.

e-fundresearch.com: Was wäre dann in Ihren Augen ein smarter Investmentansatz?

Adrian Banner: Wie gesagt ist Smart Beta auf Rebalancing angewiesen. Investoren müssen sich klar machen, dass ein großer Teil der kurzzeitigen Preisbewegungen am Markt nicht auf Fundamentaldaten oder Ereignisse, sondern auf natürliche Volatilität zurückzuführen ist. Durch Rebalancing kann diese Volatilität eingefangen werden und so die Rendite des Portfolios verbessern. Das beeinflusst auch die Performance von Smart-Beta-Strategien. So kann etwa die Überrendite von Small-Cap-Indizes vollständig durch Rebalancing erklärt werden – es werden konsequent Titel verkauft, die in letzter Zeit stark gestiegen sind und Titel gekauft, deren Bewertungen gefallen sind. Rebalancing trägt auch in hohem Maße zur verbesserten Performance vieler anderer Smart-Beta-Strategien bei. Die Pointe ist also, dass Smart-Beta-Strategien nicht konsequent genug sind: Sie nutzen die wichtigste Alpha-Quelle quasi unbewusst, während sie ihr eigentliches Ziel verfolgen, die angestrebte Gewichtung zu wahren. Konsequent und smart wäre es, dieses Alpha ganz aktiv – und systematisch anzustreben. Wir ziehen es allerdings vor, dann von Smart Alpha zu sprechen.

e-fundresearch.com: Vielen Dank!

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