Intakte Schwächetrends an den Börsen der Schwellenländer
Umgekehrt müssen wir uns beispielsweise im Falle russischer Aktien und des Rubels fragen, inwieweit die heftigen Kursstürze vom März wirklich auf eine «plötzliche» Neubeurteilung von Risiken im Schlepptau der Ereignisse in der Ukraine zurückgingen. Ein etwas distanzierterer Blick offenbart nämlich, dass es sich hierbei um eine emotionale Übertreibung im Kontext eines schon seit 2011 bestehenden und ungebrochenen Abwärtstrends handelte. Zugleich liegt auch die Vermutung nahe, dass die starke Entspannungsrallye an der Moskauer Börse seit Mitte März (+22%) nichts anderes als eine positive Gegenbewegung im Rahmen einer weiterhin dominanten Baisse repräsentierte. Zumindest aus relativer Sicht gilt dieses Urteil bis auf Weiteres auch für die meisten anderen «Emerging Markets», wo die Marktmuster sehr ähnlich aussehen (mit der bemerkenswerten Ausnahme des indischen BSE Sensex, welcher trotz der seit 2011 sehr volatilen Rupie weiterhin zu den besseren Märkten zählt).
Die westlichen Märkte und Japan laufen wieder besser
Solange die «innere Verfassung» einer Hausse anhand konkret messbarer Indikatoren ungebrochen stark ist, sollten wir uns nicht zu stark von mitunter zweideutigen Konjunkturdaten, besorgniserregenden politischen Ereignissen oder gelegentlich irritierenden Marktschwankungen beeindrucken lassen. Gerade die jüngste Marktentwicklung erinnert einmal mehr daran. Wie wir im letzten Kommentar festhielten, könnte die «Konsolidierung» an den entwickelten Aktienmärkten inzwischen abgeschlossen sein. Erfreulicherweise haben sich in der Zwischenzeit die Indizien diesbezüglich weiter verdichtet: So ist in den USA der Dow Jones Transportation, welcher aufgrund der besonders konjunkturabhängigen global Geschäftstätigkeit seiner Konstituenten als vorauslaufendes Signal für den Gesamtmarkt gilt, am Donnerstag auf ein neues Hoch vorgestossen, gefolgt vom Marktbreiteindex, der erst gestern einen neuen Höchststand erreichte. Dazu kommen fundamentale Faktoren wie das nach wie vor in vielen Brachen respektable Unternehmensgewinnwachstum, die weiter hohen oder sogar steigenden operativen Gewinnmargen der Firmen sowie die Tatsache, dass beide Entwicklungen immer noch systematisch eher unterschätzt werden - was wiederum impliziert, dass «teure» Aktien nicht so «teuer» sind, wie sie auf Basis der gängigen Bewertungsmassstäbe wirken. Kurz: Alle Zeichen stehen auf «Sommerrallye».