Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Können ein abwertender Euro und ein fallender Ölpreis die Eurozone 2015 wieder auf Wachstumskurs bringen?“
Current question in the Economics Forum:
“Can a depreciating Euro and a falling oil price lead the Eurozone back on the growth path in 2015?”
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank (12.12.2014):
"Zur Erklärung der längerfristigen Exportentwicklung sind im allgemeinen das globale Wachstum und die Entwicklung des Wechselkurses bedeutsam. Traditionell zeigt sich, dass der Einfluss der globalen Nachfrage bedeutender ist als der des Wechselkurses. Ein starker Wertverlust des nominalen effektiven Wechselkurses um mehr als 10 % dürfte das Exportwachstum gegenüber einem unveränderten Wechselkurs um mehr als 3 Prozentpunkte ankurbeln. Dem stehen aber auch steigende Einfuhren aufgrund der importierten Vorleistungen gegenüber. Für das BIP ergibt sich ein positiver Gesamteffekt von 0,6 %, auf zwei Jahre verteilt. In der Summe konjunkturunterstützend ist auch der gesunkene Ölpreis. Für die kommenden beiden Jahre rechnen wir mit einem etwa 20 % geringeren Rohölpreis gegenüber den vergangenen Jahren. Das ergibt etwa 0,5 Prozentpunkte mehr Wachstum, verteilt auf die Jahre 2015 und 2016."
Dr. Dag Lindskog, Chief Economist, DNB Asset Management (16.12.2014):
"Clearly, the positive effects for the Eurozone from a depreciating Euro and a falling oil price dominate, particularly in the short run over the course of next year. Cheaper Euro primarily versus the dollar, improves competitiveness where it counts since the American domestic demand is on a stable recovery path. Further, via the tendency of higher import prices, the deflationary risk is mitigated.
Cheaper oil is even more beneficial. Firstly, all Eurozone member states are net-importers of oil. Hence, all will make terms-of-trade gains, which via more income left over for other expenditures will stimulate non-oil demand. Secondly, cheap oil will hold back at least headline inflation and allow ECB to maintain an easy monetary policy for longer.
The one negative aspect is that some pressure will be taken off politicians to implement long overdue steps to improve the efficiency of both the private and public sectors."
Stefan Hofrichter, Chefvolkswirt, Allianz Global Investors (16.12.2014):
"In der Summe sollte das Wachstum in der Eurozone 2015 im Vergleich zu 2014 wieder etwas anziehen. Die Stimmungsindikatoren weisen zwar auf eine Abkühlung der Wachstumsdynamik hin. Allerdings reflektieren diese längerfristige Entwicklungen wie Wechselkurs, Ölpreis, Geld- und Fiskalpolitik nur unzureichend. Eine Abwertung des Euro in der Breite um 5% (und 10% gegenüber dem USD) könnte das Wachstum um bis zu 0,5% Prozentpunkte steigen lassen. Auch ein schwacher Ölpreis – sofern dieser in erster Linie auf Angebotsausweitung zurückzuführen ist – könnte sich positiv auswirken. Grundsätzlich gehen wir auch von einem positiven Stimulus durch eine weitere Expansion der Geldpolitik aus, weil diese den Bankensektor wieder stärker ins Risiko gehen lässt und zur Verankerung der langfristigen Inflationserwartungen beitragen dürfte. Als Risikofaktoren müssen weiterhin eine zu lange Phase zu niedriger Inflation, eine anhaltend schwächelnde Weltwirtschaft, insbesondere in Asien, sowie externe oder geopolitische Schocks in Betracht gezogen werden."
Zu den weiteren Statements der aktuellen Ausgabe: