Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Können ein abwertender Euro und ein fallender Ölpreis die Eurozone 2015 wieder auf Wachstumskurs bringen?“
Current question in the Economics Forum:
“Can a depreciating Euro and a falling oil price lead the Eurozone back on the growth path in 2015?”
Tristan Perrier, Volkswirt, Amundi (16.12.2014):
"They are positive factors but we believe that their impact will be moderate. While falling oil prices are positive for consumers, their effect will not be as strong as in the past due to the low starting point of inflation: indeed, lower oil prices may add to fears of deflation, slowing down the recovery of investment and raising more questions relative to the sustainability of debts. Imports from oil exporting trading partners will also fall. Regarding the euro depreciation, it is essentially a move relative to the US dollar, less so relative to a basket of currencies representative of the Eurozone’s external trade, as other European and emerging currencies also declined relative to the USD. Thus, these two factors are only moderately positive by themselves, although their effect will add up to other supportive factors that may lead to a slight improvement of the Eurozone’s economic situation in 2015."
"Erst einmal ist es nicht so, dass der Euro bisher stark gefallen ist. Zwar hat er sich gegenüber dem US-Dollar stark abgewertet - von über 1.40 im Mai auf 1.25 heute (circa -10%). Handelsgewichtet beträgt die Abwertung aber lediglich 4%, weil gleichzeitig andere Währungen wie der Yen oder der Rubel noch deutlich mehr gegenüber dem Dollar verloren haben. Dies bedeutet, dass der Impuls von den Exporten auf das Wachstum nicht so groß ist, wie es oft dargestellt wird. Zudem können Exporte alleine nicht die Eurozone auf einen Wachstumspfad zurückhieven. Es braucht auch Wachstum in der Binnennachfrage. Hier kann natürlich der fallende Ölpreis helfen, da er Kaufkraft für die Konsumenten freisetzt. Allerdings ist es so, dass die Eurozone-Wirtschaft weniger sensitiv auf Erdölpreise reagiert als es z.B. die USA tun. Dies hängt damit zusammen, dass die Erdölendprodukte wegen höheren Verbrauchssteuern in Europa weniger auf Erdölpreisschwankungen reagieren und damit, dass die Eurozone-Wirtschaft nicht so erdöl- und energieintensiv ist wie andere Regionen.
Summa summarum: fallender Euro und fallende Ölpreise helfen dem Wachstum, sie reichen aber nicht aus, um alleine den festgefahrenen Karren wieder in Bewegung zu setzen. Hierzu braucht es meines Erachtens noch mehr Impulse."
Lucy O’Carroll, Chefvolkswirtin, Aberdeen Asset Management (16.12.2014):
"Ein schwächerer Euro sollte die Exportwirtschaft stärken und die Unternehmensgewinne steigen lassen. Dies wiederum sollte die Unternehmen ermutigen, Personal einzustellen und zu investieren. Die bessere Arbeitsmarktlage würde bei den privaten Haushalten zu höhere Konsumausgaben führen. Niedrigere Ölpreise wirken für Verbraucher wie Steuersenkungen und führen bei Unternehmen zu einer Senkung der Energiekosten, was sowohl den privaten Verbrauch als auch die Wirtschaftstätigkeit beleben sollte. Zudem befürchtet die EZB, dass der Fall der Ölpreise zu einer Senkung der Gesamtinflationsrate und damit zu höheren Deflationsrisiken führt. So könnte EZB-Präsident Mario Draghi mehr Unterstützung für weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen erhalten. Dies sollte sich im nächsten Jahr dann auch positiv auf die konjunkturelle Entwicklung der Region auswirken. Bei den gegebenen fiskalischen Beschränkungen, unbeeindruckt hoher Arbeitslosigkeit und bestenfalls langsamer Kreditvergabe, sehen wir für 2015 eine im historischen Vergleich sehr schwache Konjunktur vorher. Nach rund 0,9 % in 2014 wird das BIP-Wachstum 2015 unserer Ansicht nach auf 1,3 % ansteigen. "
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