Umfrage Teil 3: So starten Multi Asset Strategen ins neue Jahr

Wie sieht die Startaufstellung führender Multi Asset Fondsmanager für das Jahr 2025 aus? Wo widersprechen sie dem Konsensus? Und welche persönlichen Lehren ziehen sie aus den Kapitalmarktereignissen 2024? e-fundresearch.com hat nachgefragt: Funds | 10.01.2025 10:55 Uhr

Roland Himmelfreundpointner, Leiter Asset Allocation, Kepler-Fonds KAG
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Roland Himmelfreundpointner, Leiter Asset Allocation, Kepler-Fonds KAG

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

Das Kapitalmarktjahr 2024 war geprägt von makroökonomischen Unsicherheiten, geopolitischen Spannungen und dem fortschreitenden Einfluss struktureller Trends. Die Aktienmärkte zeigten sich in dem Umfeld extrem widerstandsfähig. Für den Anlageerfolg im letzten Jahr entscheidend war die Auswirkungen von geopolitischen Entwicklungen auf die Kapitalmärkte zu antizipieren und makroökonomische Entwicklungen richtig zu bewerten.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Im Vergleich zum langfristigen Allokationsdurchschnitt sind wir wie bereits im letzten Jahr leicht offensiv positioniert - Beimischung von Spreadprodukten und Wandelanleihen und im Aktienbereich weiterhin hohe Gewichtung bei US-Aktien. Innerhalb der Aktienquoten haben wir Umschichtungen Ende des Jahres vorgenommen. Die Übergewichtung von globalen Growth-Aktien haben wir abgebaut und Value-Aktien sind aktuell übergewichtet.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

In den letzten beiden Jahren sind Growth- und Large-Cap-Aktien deutlich besser gelaufen als Value- und Small-/Mid-Cap-Aktien. Viele institutionelle Portfolios weisen aktuell einen deutlichen Large-Cap-Growth-Bias auf. An US-Aktien wird auch im Jahr 2025 kein Weg vorbeiführen - höheres Gewinnwachstum, weniger Regulierung und niedrigere Steuern - davon sollten am meisten US-Small-/Mid-Caps und Value-Aktien profitieren.
Thomas Romig, Head of Multi Asset Portfolio Management bei Assenagon, Assenagon
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Thomas Romig, Head of Multi Asset Portfolio Management bei Assenagon, Assenagon

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

Das Börsenjahr 2024 war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Einerseits beeindruckten die globalen Aktienmärkte mit einer äußerst starken Performance. Andererseits wurde deutlich, dass politische Entscheidungen, die zu überbordender Bürokratie führen oder tiefgreifende strukturelle Veränderungen vorsehen - wie etwa bei der Energieversorgung - großen wirtschaftlichen Schaden anrichten können. Dies zeigt die schwache Entwicklung europäischer Unternehmen, insbesondere in Deutschland und Frankreich.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Wir starten durchaus zuversichtlich ins neue Jahr. Bei Renten und Spread Investments sind wir grundsätzlich optimistisch, hinsichtlich der Duration aktuell indes zurückhaltend. Unsere wichtigste Maxime lautet auch weiterhin: Wir halten nicht starr an einmal gefassten Glaubenssätzen fest, sondern haben die globalen Märkte stets genau im Blick, um zügig auf neue Entwicklungen reagieren zu können. Für 2025 erwarten wir spannende Entwicklungen an den Märkten, insbesondere in den USA, China und Europa.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Wir sind bereits 2024 davon ausgegangen, dass die Zinsen nicht allzu rasch fallen werden – zu einer Zeit, als viele Investoren noch verstärkt auf langlaufende Anleihen setzten. Für 2025 erwarten wir nicht automatisch einen globalen Rückgang der Inflation. Besonders in Europa könnte sie hartnäckig bleiben, getrieben durch zu erwartende Lohnerhöhungen, Zweitrundeneffekte und staatlich bedingte Preisanpassungen. Die Kerninflation dürfte uns daher noch eine Weile begleiten.
Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research, WisdomTree
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Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research, WisdomTree

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

2024 war von erheblichen Umwälzungen geprägt, die durch die Geldpolitik, geopolitische Spannungen und strukturelle wirtschaftliche Veränderungen verursacht wurden. Die unerwarteten Veränderungen der Geldpolitik und der Makrodaten erschwerten die effektive Umsetzung taktischer Umschichtungen in den Anlageklassen. Die Gewinne am US-Aktienmarkt konzentrierten sich auf technologie- und KI-getriebene Sektoren, was es für diversifizierte Portfolios erschwerte, Benchmarks wie den S&P 500 Index zu übertreffen.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Wir positionieren uns aufgrund robuster Wirtschaftsdaten 2025 offensiv in Richtung Wachstumsanlagen. Die Erwartungen an die Trump-Regierung, Unternehmenssteuersenkungen umzusetzen, sowie der aktuelle Zinssenkungszyklus dürften starke Renditetreiber sein. Wir bleiben in Aktien aus Industrieländern übergewichtet, in Aktien aus Schwellenländern neutral, in Rohstoffen leicht untergewichtet, in Gold und Silber jedoch übergewichtet, in Hochzinsanleihen und Investment-Grade-Anleihen übergewichtet.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Die Konsens-Allokation für 2025 ist eher wachstumsorientiert, mit einer Präferenz für Aktien, insbesondere in den USA und ausgewählten Schwellenländern. In letzteren bevorzugen wir Small Caps gegenüber Large Caps, da sie besser in der Lage sein sollten, die Zölle der Trump-Regierung zu überstehen. In den Industrieländern haben wir unser Engagement in Japan aufgrund der langfristigen strukturellen Entwicklung einer verbesserten Unternehmensführung und der Dynamik des Gewinnwachstums erhöht.
Dr. Marcel V. Lähn, CIO und Mitglied des Vorstandes, FERI AG
© FERI AG

Dr. Marcel V. Lähn, CIO und Mitglied des Vorstandes, FERI AG

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

Unsere Learnings aus 2024 zeigen, dass selbst unter restriktiven geldpolitischen Bedingungen wirtschaftliche Stärke möglich ist, wie in den USA beobachtet. Die größte Herausforderung für Multi-Asset-Investoren war die Balance zwischen defensivem Risikomanagement und der Nutzung von Chancen in regional unterschiedlich entwickelten Märkten. Flexibilität und ein aktiver Ansatz blieben entscheidend, insbesondere in einem Umfeld sinkender Inflation und schwachem globalen Wachstum.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Zu Beginn des Jahres 2025 empfiehlt sich ein ausgewogener Ansatz: Investoren sollten angesichts globaler Unsicherheiten wie Inflation und geopolitischen Risiken diversifiziert bleiben. Eine aktive Multi-Asset-Strategie mit Fokus auf Risikomanagement ist essenziell. Chancen bieten sich in Substanzwerten, regionalen Aktienmärkten außerhalb der USA sowie bei Infrastruktur und Private Debt in den Private Markets. Flexibilität in der Währungs- und Zinssteuerung bleibt entscheidend.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Wir sehen die Zinsentwicklung in den USA kritisch: Sowohl die Politik Trumps als auch die bislang robuste Konjunktur bergen das Risiko wieder steigender Inflationsraten. Folge wäre ein weiterer Anstieg der Langfristzinsen auf ein Niveau, das erstens die Aktienmärkte belasten würde, zweitens sich aber auch realwirtschaftlich negativ auswirken könnte. Eine spürbare Abschwächung der Wachstumsdynamik bis hin zu einer milden Rezession bleibt deshalb ein Szenario, das keinesfalls vernachlässigt werden sollte.
Rob Griffiths, Global Equity Strategist, Asset Management, Legal & General
© L&G

Rob Griffiths, Global Equity Strategist, Asset Management, Legal & General

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

Es waren vor allem zwei Herausforderungen, mit denen Anleger 2024 umgehen mussten: Zum einen die vielen wichtigen Wahlen und zum anderen die anhaltende Dominanz des US-Kapitalmarktes. Durch politische Wahlen entstehen Marktschwankungen ohne fundamentale Ursache, die Chancen bieten können. Die Dominanz der USA bedeutete 2024 hingegen, dass es meist richtig war, dem Konsens zu folgen. Und das fühlt sich nie angenehm an…

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Für 2025 sind wir risikoneutral aufgestellt: Einer Long-Position in Aktien steht eine Short-Position in Unternehmensanleihen gegenüber, da wir bei Letzteren das Risiko-Ertrags-Verhältnis als schwierig ansehen. Darüber hinaus haben wir die Duration erhöht, da die Anleiherenditen wieder gestiegen sind. Außerdem setzen wir innerhalb jeder Anlageklasse auf mehrere konträre Investments.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Wir haben uns auf eine Umkehrung einer Reihe von populären „Trump-Trades“ eingestellt. Unsere Short-Position bei US-Midcap-Aktien hat bisher gut funktioniert. Außerdem sind wir Long-Positionen im mexikanischen Peso und bei europäischen Automobilwerten eingegangen – beides aktuell unpopuläre Trades. Ebenso sind wir im Euro investiert, der derzeit besonders unter einer gedrückten Stimmung leidet.
Matthias Mohr, Managing Director Financial Intermediaries, Capital Group
© Capital Group

Matthias Mohr, Managing Director Financial Intermediaries, Capital Group

Ihre Learnings aus 2024: Was waren Ihre größten Erkenntnisse aus dem Kapitalmarktjahr 2024? Worin bestanden die größten Herausforderungen als Multi-Asset-investor?

2024 war herausfordernd, weil die makroökonomische Unsicherheit zu Marktschwankungen führte. Die Märkte stiegen auf Rekordhöhen und fielen dann im August aufgrund von Befürchtungen, die US-Wirtschaft könnte ins Stocken geraten. Da die Bewertungen der US-Aktien derzeit hoch sind, sollten Anleger auf eine mögliche Korrektur vorbereitet sein. Es ist deshalb wichtig, einen langfristigen Anlageansatz zu verfolgen und ein Gleichgewicht zwischen Kapitalwachstum und Kapitalerhalt anzustreben.

Strategie für den Jahresstart 2025: Gehen Sie mit angezogener Handbremse oder offensiv in das neue Jahr? Wie positionieren Sie sich im Vergleich zu Ihrem langfristigen Allokationsdurchschnitt?

Es gibt gute Gründe für einen optimistischen Investitionsausblick. Der Ausbau der künstlichen Intelligenz, Innovationen im Health-Sektor und ein globaler Superzyklus bei den Kapitalanlagen sind nur einige der Trends, die Chancen eröffnen. Es gibt jedoch auch Risiken, u.a. die hohen Bewertungen vieler Aktien und potenzielle Handelskonflikte. Deshalb streben wir in unseren Portfolios ein Gleichgewicht an. Anleihen sorgen dabei für Diversifizierung und federn die Volatilität der Aktienmärkte ab.

Contrarian-Views für 2025: In welchen Bereichen widersprechen Sie dem Markt-Consensus und warum?

Während die großen Tech-Giganten nach wie vor die Schlagzeilen beherrschen, hat sich die Marktrally still und leise auf Teile der Industrie, auf Versorger, das Gesundheitswesen und andere Sektoren sowie Small-Cap-Unternehmen ausgeweitet. Wir investieren deshalb nicht nur in führende Unternehmen in anerkannten Bereichen wie der künstlichen Intelligenz, sondern auch in weniger beachtete Bereiche des Marktes. Dazu gehören u.a. ausgewählte Pharma- und Versorgungsunternehmen sowie Banken.

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Falls Sie Teil 1 verpasst haben, finden Sie die spannenden Einblicke und Analysen hier. Die Kommentare aus Teil 2 können Sie hier nachlesen.

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