Fidelity-Stratege Roemheld: „Eine große Finanzkrise ist nicht in Sicht“

Markets | 12.05.2023 09:32 Uhr
Mag. Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, Steiermärkische Sparkasse; Mag. Monika Rosen, M.A., Börsenexpertin und Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft; Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege, Fidelity International; Mag. Thomas Loszach, Country Head Austria & Central and Eastern Europe, Fidelity International / © e-fundresearch.com / Caroline Frank
Mag. Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, Steiermärkische Sparkasse; Mag. Monika Rosen, M.A., Börsenexpertin und Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft; Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege, Fidelity International; Mag. Thomas Loszach, Country Head Austria & Central and Eastern Europe, Fidelity International / © e-fundresearch.com / Caroline Frank

Trotz der jüngsten Bankenpleiten in den USA sieht Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International, keine Finanzkrise am Horizont. Roemheld diskutierte mit Börsenexpertin Monika Rosen bei einem Expertengespräch am Wiener Standort der Steiermärkischen Sparkasse. Moderiert wurde die Veranstaltung von Alexander Eberan, Leiter des Steiermärkische Sparkasse Private Banking in Wien. Der Bankensektor befinde sich „zwar im Stress“, waren die beiden Experten einig, doch seien nach der großen Finanzkrise des Jahres 2008 genügend Mechanismen geschaffen worden, um den Sektor widerstandsfähiger zu machen. „Eine große Finanzkrise ist nicht in Sicht. Die Instrumente funktionieren“, sagte Roemheld.

Europas Banken besser geschützt als US-Banken

Wiewohl Monika Rosen, die auch als Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft ÖAG fungiert, einräumte, dass die US-Banken weniger gut als die europäischen Institute geschützt seien, da während der US-Präsidentschaft von Donald Trump einige Regulatorien abgeschafft wurden, was die Notenbank Federal Reserve heute sehr kritisch sehe. Allerdings sei die aktuelle Bankenkrise nur regional auf ein paar Institute an der US-Westküste konzentriert, sagte Rosen. Die Ursache für die Schieflage dieser Banken seien die rasch gestiegenen Zinsen am von den Notenbanken gesteuerten Geldmarkt, welche viele Kunden veranlassten, ihre Guthaben von den Banken abzuziehen und im Geldmarkt zu investieren.

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Die weitere Zinsentwicklung zur Bekämpfung der hohen Inflation werde letztlich auch darüber entscheiden, ob eine Rezession drohe. „Ohne Rezession wurde die Inflation in der Vergangenheit nie bekämpft“, gab Roemheld zu bedenken. Problematisch sei vor allem die hohe Kerninflation (ohne Nahrungsmittel und Energie), die aufgrund hoher Löhne, vor allem im Dienstleistungssektor, extrem hartnäckig sei. Bei den vor einem Jahr maßgeblichen Treibern der Teuerung, den angespannten Lieferketten und den hohen Energiepreisen, ist es jüngst zu einer weltweiten Entspannung gekommen.

„Die Deglobalisierung wird etwas kosten“

Die Inflation rasch wieder auf das Niveau der von den Zentralbanken angepeilten 2% zu drücken, hält der Fidelity-Experte für illusorisch. Eine der Ursachen, warum dieses Ziel in die Ferne rückt, sieht er unter anderem in dem Wunsch nach einer Deglobalisierung, also einer stärkeren Entflechtung des globalen Welthandels nach den schlechten Erfahrungen während und nach der Corona-Pandemie. „Das wird einen dauerhaften Effekt auf die Kerninflation haben. Das heißt, es wird etwas kosten“, sagte er.

Märkte haben Zinnsenkung eingepreist

Die Schere zwischen Inflationsbekämpfung und Konjunkturerhalt als die große Herausforderung für die Notenbanken ist unbestritten. Jedenfalls würden die Finanzmärkte von einer Zinssenkung im 3. Quartal ausgehen und hätten diese mit steigenden Aktienkursen schon eingepreist, sagte Alexander Eberan und erinnerte an eine Aussage von US-Notenbank-Chef Jerome Powell, der dies in einer Pressekonferenz zumindest nicht in Abrede gestellt hatte. Vor allem der zinssensible Technologie-Sektor habe „als bester Sektor im ersten Quartal 2023“ eine extrem gute Performance auf das Börsenparkett gelegt.

Staatsanleihen als Schutz für Portfolios

Dem gegenüber stehen die starken Kursverluste des letzten Jahres bei Anleihen, die im Oktober 2022 ihr bisheriges Tief getestet haben. Im Einklang mit seinen Gästen sagte Eberan, es werde noch einige Zeit holprig bleiben und die entscheidende Frage für Anleger:innen laute, ob mit diesen Tiefständen „das Schlimmste überstanden ist“. Roemheld empfiehlt als schützende Strategie, Staatsanleihen und gut geratete Bonds mit Investment Grade im Portfolio zu haben, denn es lohne sich wieder, angesichts der höheren Zinsen zwischen Anleihen und Aktien zu diversifizieren. Auch Anleihen von asiatischen Schwellenländern seien mit einer gewissen Risikobereitschaft in Betracht zu ziehen. „70% des globalen Wachstums kommt derzeit aus Asien“, ergänzte Rosen. Aktienseitig würden sich für den Investor auch aus dem Green Deal der Europäischen Union bei Infrastruktur- und Energieunternehmen Chancen ergeben, wobei die Übergangsphase zur fossilfreien Energiegewinnung noch nicht gut genug geregelt sei, so Roemheld. Als Resümee darf ein Satz von Monika Rosen verstanden werden: „Der Aktienmarkt wird wahrscheinlich drehen, bevor die Konjunktur dreht.“

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