Das Europäische Parlament hat am 10. März 2015 die Einführung eines neuen kollektiven Kapitalanlageinstruments ratifiziert – die sogenannten Europäischen langfristigen Investmentfonds (European Long-Term Investment Funds – ELTIFs). Mit ELTIFs sollen Anreize für langfristige Investitionen in Anlageklassen geschaffen werden, die für existierende Fondsstrukturen zu illiquide sind wie beispielsweise die sogenannten Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW bzw. auf Englisch UCITS – Undertakings for Collective Investment in Transferable Securities). Insbesondere für Fondsmanager und Investoren mit Fokus auf soziale Infrastrukturprojekte könnte sich das neue Investitionsinstrument als attraktive Anlagemöglichkeit erweisen.
Wem stehen ELTIFs zur Verfügung?
ELTIFs – die börsennotiert sein können, es aber nicht sein müssen – sind geschlossene Investmentfonds, die einheitlichen Regeln bezüglich ihrer Investitionen, Diversifikation und Konzentration unterliegen. Die Fonds sollen gemäß der EU-Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFMD) als Alternative Investitionsfonds strukturiert werden und müssen von autorisierten Fondsmanagern verwaltet werden. ELTIFs dürfen professionellen Investoren und privaten Anlegern zum Kauf angeboten werden – im Gegensatz zu den alternativen Fonds unter der AIFM-Richtlinie, die eine Vermarktung nur an professionelle Investoren erlaubt.
Infrastrukturprojekte: Private Finanzierung soll forciert werden
In erster Linie sollen ELTIFs Kapital institutioneller Anleger in dringend benötigte Infrastrukturprojekte leiten und somit die Finanzierung solcher Projekte von der öffentlichen Hand auf den privaten Sektor lenken. Gleichzeitig sind langfristige Investitionen wichtige Faktoren für eine stabile und wachsende Wirtschaft sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen. Insbesondere betriebliche und kleinere Pensionsfonds werden häufig als mögliche Kapitalquellen solcher Infrastrukturinvestitionen gehandelt. Diese wiederum könnten sich ideal eignen, die langfristigen Verpflichtungen der Altersvorsorgevehikel zu erfüllen. ELTIFs können in Unternehmen investieren, die langfristiges Kapital benötigen um in Verkehrs- und Energieinfrastruktur sowie Krankenhäuser, Schulen oder den sozialen Wohnungsbau zu investieren. So könnten Investitionen beispielsweise über kleine und mittelständische Unternehmen oder auch Immobilienentwickler und Europäische Risikokapitalfonds getätigt werden. Ein ELTIF wird bis zu fünf Jahre Zeit haben, mindestens 70 Prozent seines Kapitals zu investieren, dabei können bis zu 30 Prozent des Kapitals in andere Anlageklassen fließen.
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