"Viele der langfristig treibenden Faktoren für das Wirtschaftswachstum in der Eurozone haben sich verschlechtert:
1) In den der Eurozone schrumpft das Arbeitskräftepotenzial, das sind Menschen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren.
2) Die Unternehmen sind hinsichtlich der Investitionen sehr vorsichtig. Innovationen finden natürlich zwar weiterhin statt, aber ein Anstieg des Produktivitätswachstums ist nicht absehbar.
3) Das Schuldenwachstum ist mittlerweile kein Wachstumstreiber mehr. Im Gegenteil: Es wird versucht, die Schulden zu reduzieren.
4) Zu guter Letzt läuft die Globalisierungsdividende aus. Der Welthandel hat sich deutlich verlangsamt.
Die in den vergangenen Jahren gesetzten Maßnahmen der Zentralbank könnte man zusammenfassen mit: Reduktion der Wachstumshemmnisse. Die Staatsanleiherenditen der Problemländer sind aufgrund der Ankündigung der Zentralbank, im Notfall unbegrenzt Liquidität zur Verfügung zu stellen, bereits kräftig gesunken. Beim EUR/USD-Wechselkurs wurde seitens der Zentralbank de facto eine Obergrenze eingezogen. Die umfassende Bankenbewertung der EZB soll bei der Vertrauensbildung helfen. Der private Sektor soll sich gewiss sein, dass die Banken grundlegend solide sind.
Die neuen Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Transmissionsmechanismus des Geldes, das heißt, die Übertragung von sehr billigem Zentralbankgeld über die Banken auf die Realwirtschaft zu verbessern. Denn seit einiger Zeit fällt das ausstehende Kreditvolumen. Wenn tatsächlich die Kreditzinsen sinken und die Kreditvergaberichtlinien gelockert werden, müssten „nur‘“ noch die Unternehmen und Konsumenten mit einer höheren Kreditnachfrage darauf reagieren. Sollte jedoch das Kreditvolumen nicht zu wachsen beginnen, werden weitere Zentralbankmaßnahmen gesetzt werden. Das größte Risiko ist, dass die EZB-Maßnahmen nicht stark genug sind, um die Eurozone vor den Szenarien einer lange anhaltenden Stagnation oder sogar Deflation zu bewahren. Dagegen ist das Risiko von Verwerfungen am Finanzmarkt gering."