ECONOMICS FORUM | Emerging Markets wieder auf Kurs?

Wie ist die Entwicklung der wichtigsten Schwellenländer-Märkte im bisherigen Jahresverlauf zu beurteilen und welche Länder sollten Investoren im aktuellen Umfeld besonders berücksichtigen oder meiden? Ökonomen und Chefstrategen von Amundi, Candriam, Comgest, DekaBank, Fidelity, GS&P, KEPLER-FONDS, LBBW, MYRA Capital, Petercam, RCM, Standish (BNY Mellon), T. Rowe Price und UBS mit ihren Einschätzungen. Economics | 21.09.2014 19:10 Uhr
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Aktuelle Frage im Economics Forum:

„Wie beurteilen Sie die Entwicklung der wichtigsten Schwellenländer-Märkte im bisherigen Jahresverlauf und welche Länder sollten Investoren im aktuellen Umfeld besonders berücksichtigen oder meiden?“


Current question in the Economics Forum:

How do you assess the market development of the most important emerging markets year-to-date and which emerging countries should investors focus on or avoid in the prevailing market environment?


Nick Price
Nick Price

"Seit einiger Zeit halten Schwellenländeraktien nicht mit ihren Pendants aus den Industrieländern Schritt. Politische und andere Unsicherheiten haben Spuren hinterlassen. Inzwischen werden Schwellenlandaktien mit kräftigen Abschlägen gehandelt: Ihre Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert-Verhältnisse bewegen sich verglichen mit weltweiten Aktien auf den niedrigsten Niveaus seit zehn Jahren. Dabei sind Unternehmen aus den Schwellenländern gemessen an ihrer Eigenkapitalrendite profitabler als ihre Wettbewerber aus den Industrienationen. Daher halte ich es jetzt für einen guten Zeitpunkt, sich in dieser Anlageklasse zu engagieren. Sie ist derzeit unpopulär, mittel- bis langfristig profitiert sie aber von strukturellen Wachstumstreibern. Positiv bewerte ich aktuell Indien, für Afrika bin ich schon lange optimistisch."


Uli Krämer, Leiter Portfoliomanagement, Kepler-Fonds KAG (16.09.2014):

"Die Ankündigung der US-Notenbank, die ultra-lockere Geldpolitik zurückzufahren, hat eine Schockwelle in den Schwellenländern ausgelöst. Nun sind aber die makroökonomischen Daten wieder stabiler geworden. Das Investorenvertrauen kehrt zurück, was sich in größtenteils stabilen Währungen manifestiert. 

Für Anleger interessant sind Länder, die ihre Fiskalpolitik geordnet haben, deren Währung nicht von Leistungsbilanzdefiziten belastet ist und deren institutionelle Rahmenbedingungen stabil sind. Das Monitoring der geopolitischen Bedingungen ist momentan stärker als in der Vergangenheit notwendig. Investoren sollten wie in den entwickelten Märkten breite Investments tätigen. 

Wir setzen im Rentenbereich aktuell z.B. auf Brasilien und Mexico und sind in Asien untergewichtet. Aktienseitig werden Emerging Markets übergewichtet, wobei unser Selektionsprozess nicht auf einzelne Länder ausgerichtet ist, sondern attraktiv bewertete Unternehmen unabhängig von ihrer geografischen Zugehörigkeit auswählt."


Wolfgang Fickus
Wolfgang Fickus

"Die globalen Schwellenlaender feiern im laufenden Jahr ein Comeback. Im Jahresverlauf ist diese Performance getrieben durch die ASEAN Staaten sowie Indien, deren Aktienmaerkte seit Jahresbeginn um bis zu fast 30% (Indonesien, Indien) zulegen konnten. Mit unserem Fokus auf Qualitaetswachstum findet unser Stock Picking auf Unternehmensebene statt, ohne Laender- oder Sektorallokation. Dennoch sehen wir auf Laenderebene interessante Entwicklungen, die fuer oder gegen ein Engagement sprechen koennen. Die eben angesprochenen ASEAN Staaten etwa handeln auf sehr hohen Bewertungsniveaus (bis zum 18-fachen der 2015-er Gewinn etwa fuer die Philipinnen), obwohl diese Laender zu einem gewissen Grad unter dem eher schwachen Weltwirtschaftswachstum leiden. Waehrend die demographische Entwicklung hervorragend ist, so ist der Reformdruck ebenfalls hoch, deren Ergebnisse sind jedoch ungewiss. In Indonesien etwa gehen 20% des Sozialprodukt in Benzin- und Elektrizitaetssubventionen, aber nur 10% in Investitionen. Indien ist auf dem Reformkurs sehr viel weiter mit einer sehr stabilen Regierung mit deutlicher parlamentarischer Mehrheit. China muss seine Staatsunternehmen zwar reformieren, verfuegt aber ueber sehr leistungsfaehige und wachstumsstarke Privatunternehmen. Viele Investoren sehen China mittlerweile zu pessimistisch. Unsere Exposure nach Brasilien oder Suedafrika ist vergleichsweise hoch, da wir dort Unternehmen mit sehr guter Unternehmenskultur (Corporate Governance) vorfinden. Suedafrika ist Sprungbrett fuer Wachstum in den afrikanischen Kontinent, Brasilien fuer Wachstum nach Lateinamerika."


Zu den weiteren Experten-Beiträgen im aktuellen ECONOMICS FORUM:

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