Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Wie beurteilen Sie die Entwicklung der wichtigsten Schwellenländer-Märkte im bisherigen Jahresverlauf und welche Länder sollten Investoren im aktuellen Umfeld besonders berücksichtigen oder meiden?“
Current question in the Economics Forum:
“How do you assess the market development of the most important emerging markets year-to-date and which emerging countries should investors focus on or avoid in the prevailing market environment?”
"Während nach den Tapering-Aussagen der US-Notenbank Mitte letzten Jahres ein regelrechter Ausverkauf der Emerging Markets – vor allem auch ihrer Währungen – stattfand, feiern sie im bisherigen Jahresverlauf ihre Renaissance. Mit einer Wertsteigerung von knapp 15% in EUR seit Jahresanfang gehört der MSCI Emerging Markets Index zu den Gewinnern. Die vier größten Länder China, Südkorea, Brasilien und Taiwan (knapp 60% des MSCI Emerging Markets) trieben zwar die Indexperformance, blieben aber im Vergleich zu deutlich geringer gewichteten Ländern wie Indonesien (MSCI Indonesia in EUR seit Jahresanfang fast 40%) deutlich zurück. Bei Investments sollte darauf geachtet werden, dass die Länder nicht zu abhängig von ausländischem Kapital sind – sprich nicht zu hohe Leistungsbilanzdefizite aufweisen wie beispielsweise Südafrika. Zu bevorzugen sind hingegen Schwellenländer, die sowohl eine solide Außenbilanz aufweisen als auch abseits der derzeitigen Unruheherde Russland bzw. Naher Osten liegen. Insbesondere asiatische Schwellenländer können vor diesem Hintergrund eine empfehlenswerte Portfolioergänzung darstellen. Da jedoch auch diese Länder nicht vor den in den Schwellenländern vorhandenen politischen Risiken und schwarzen Schwänen gefeit sind, ist eine breite Streuung über mehrere Länder und Kontinente mit regelmäßigem Rebalancing und aktiver Risikosteuerung unerlässlich."
"Ungeachtet des schwachen Wirtschaftswachstums in zahlreichen Schwellenländern, konnten einige Aktienmärkte seit Jahresbeginn kräftig zulegen. Dies waren aber vor allem Märkte in Asien wie Indien, Indonesien, und die Philippinen. Der schwächste Markt war Russland, wobei die starke Abwertung der Währung erheblich dazu beigetragen hat. Internationale Investoren mit Euro oder US- Dollar als Referenzwährung sollten daher nicht außer Acht lassen, dass sie mit Aktien in Schwellenländern üblicherweise auch Wechselkursschwankungen ausgesetzt sind – dies kann positive, aber auch negative Effekte haben.
In den kommenden Monaten denken wir, dass die Aktienmärkte in exportorientiere Länder wie Korea, Taiwan und Mexiko besser positioniert sind. Gleichzeitig raten wir zur Vorsicht in Märkten mit strukturellen Schwächen, dazu zählen wir beispielsweise Südafrika."
"Die Schwellenländer sind seit einigen Jahren nicht mehr unter dem Blickwinkel der vorangegangen Jahrzehnte zu sehen: Die positiven Effekte der Globalisierung, die Rohstoffhausse und die Kursrallye der US-Treasuries verbunden mit einer langjährigen Nullzinsphase haben ihren Zenit längst überschritten.
Eine differenzierte Betrachtungsweise ist notwendig, um in den einzelnen Ländern die Wachstumspotentiale für die Zukunft zu erkennen. Die Eckpunkte zukünftiger Prosperität: Reformanstrengungen zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, eine geringe Verschuldung und damit einhergehend eine geringere Abhängigkeit vom Zinszyklus der amerikanischen Notenbank, demografische Aspekte bzw. eine gesunde Sozialstruktur und politische Stabilität.
In Brasilien muss die „neue“ Regierung Reformen einläuten und umsetzen. Russland muss seine Integration in die Weltgemeinschaft wieder aufnehmen. Und China wird sein Export- und Immobiliengetriebenes Wachstumsmodell modifizieren müssen. Künftig werden wohl stärker die Länder aus der zweiten Reihe, die sogenannten Frontier Markets, in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, da hier eine stärkere Öffnung zu den Kapitalmärkten noch Pioniergewinne erwarten lässt."
Marc-Ali Ben Abdallah, Senior Global Strategist, Amundi (19.09.2014):
"Since start of the year, the Asian local markets (currencies, bonds and equity) have been buoyant with emerging Asia currencies outperforming emerging Europe ones. This is consistent with a material deterioration in European outlook as a result of the Euro zone slowdown and the Russia-Ukraine crisis. Since then things have changed. The European central bank is getting closer to QE, Ukraine-Russia crisis seems at last to de-escalate which should help emerging European markets as Poland, Romania, Czech Republic to bounce back. Yet, investors find it hard to look at the current emerging situation as benign. Once again a dreadful combination of higher US long term yield and Chinese slowdown haunt investors’ expectations. We think these fears are overbought. China has ammunition to deal with the current slowdown and US rates are unlikely to raise soon considering the current correlation between short end of the euro curve and long end the US curve. The big challenge for emerging assets is the risk of a trending up dollar. However, still attractive equity valuations and high carry help to stand still in the face of such kind of risk."
Auf monatlicher Basis stellt e-fundresearch.com eine aktuelle Frage mit Bezug zu volkswirtschaftlichen Zusammenhängen und Entwicklungen auf den Kapitalmärkten an eine Gruppe renommierter Ökonomen und Kapitalmarktstrategen. Die Antworten werden im ECONOMICS Channel dargestellt (seit Mai 2011).
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