Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Trotz verschiedener geopolitischer Krisenherde sowie der jüngsten Volatilitätssteigerung an den Märkten, konnte Gold den Bärenmarkt noch nicht verlassen. Was steckt hinter der schwachen Entwicklung des Goldpreises und welche Faktoren könnten Gold in einen Bullenmarkt versetzen?“
Current question in the Economics Forum:
“Despite various geopolitical crises as well as the recent pickup in market volatility, gold has not yet been able to exit its bear market. What are possible explanations for the weak development of the gold price and which factors or events could cause gold to finally enter a bull market?”
"Die Krisenwährung in der Krise – dies umschreibt sehr gut den derzeitigen Zustand des Goldpreises, der Ende Oktober diesen Jahres auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gefallen ist. Insbesondere das kräftige Wirtschaftswachstum der USA und die niedrigen Volatilitäten an den globalen Kapitalmärkten haben die Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen gedämpft. Des Weiteren hat sich ein entscheidender Nachfrager komplett aus dem Markt zurückgenommen: der prozyklische Finanzinvestor, abgebildet über ETFs oder anderen gedeckten Produkten.
Trotzdem sollte Gold nicht als Anlageklasse vollständig abgeschrieben werden. Als „emotionales“ Asset ist auch zukünftig zu erwarten, dass sich Gold unterschiedlich entwickeln wird als im Vergleich zu Aktien, Anleihen und anderen Anlageklassen – Stichwort Korrelation. Nicht zuletzt durch die weiter vorhandenen Krisenherde –derzeit von den Märkten nur wenig beachtet– und geringen Opportunitätskosten könnten den Goldpreis stützen. Von zentraler Bedeutung ist es, auch beim Goldpreis eine dynamische Investitionsquotensteuerung umzusetzen und nicht auf „Buy & Hold“ zu setzen. Dadurch kann verhindert werden, dass bei schmerzhaften Schwächephasen nicht dogmatisch an Gold festgehalten wird, mit entsprechenden Drawdowns. Somit sollte auch in diesem Segment mit einem Risikomanagement agiert werden – dann steht einem maßvollen Einsatz von Gold im Portfolio nichts entgegen."
Dr. Andreas Höfert, Chefökonom, UBS Wealth Management (24.11.2014):
"Es ist in der Tat recht eigenartig, dass Gold nicht auf die jüngsten geopolitischen Nachrichten reagiert hat. Erklären lässt sich dies aber dadurch, dass die Märkte zurzeit vor allem im Bann der US-Geldpolitik stehen. Seitdem die Federal Reserve sich von ihrer quantitativen Lockerung verabschiedet hat, bereiten sich die Marktteilnehmer auf den ersten Zinsschritt nach oben in den Vereinigten Staaten vor. Die Frage ist nur noch, wann dieser stattfinden wird, wobei Mitte 2015 zurzeit den größten Konsens genießt. Mit steigenden Zinsen in den US, steigen dort auch die Realzinsen, d.h. die um Inflationserwartungen bereinigten Zinsen. Dies macht dort zinstragende Anlagen attraktiver als Gold, welches bekanntlich keine Zinsen abwirft. Entsprechend ist auch jüngst der US-Dollar gegenüber fast allen Währungen gestiegen und Rohstoffpreise ausgedrückt in US-Dollar sind fast unisono gefallen. Der Goldpreis ist das Spiegelbild des US- Dollars. Wenn die US-Währung steigt, fällt dieser Preis und umgekehrt, wenn sie fällt steigt er. Im derzeitigen Umfeld würde meines Erachtens deshalb nur eine deutliche zeitliche Verschiebung nach hinten der erwarteten Zinsschritts in den USA dem Preis des Edelmetalls wieder Auftrieb geben."