Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Inwieweit beeinflusst das QE-Programm der EZB die Entwicklungen an den Kapitalmärkten und welche Auswirkungen erwarten Sie in Verbindung mit einem – sich weiter verbreitenden - Negativ-Zinsumfeld auf die Realwirtschaft und die Asset Management Industrie?“
Current Question in the Economics Forum:
“To what extent will the ECB’s QE programme influence the development and performance of capital markets and how do you assess the impact of QE and an increasingly widespread negative interest rate environment on the real economy and the asset management industry?”
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Ingrid Szeiler, CIO, Raiffeisen Capital Management (18.02.2015):
"Für die Realwirtschaft sollte das QE-Programm stimulierend wirkend. Der Tausch von Anleihen gegen Zentralbankgeld auf der aggregierten Bilanz des Bankensektors sollte diesen incentivieren, verstärkt Kredite zu vergeben. Über die Stärke dieses Effekts bestehen angesichts des Drucks auf den Bankensektor die Bilanz zu verkürzen und die Kapitalstruktur zu stärken berechtigte Zweifel. Das Vorzeichen des Wirkungszusammenhanges ist hingegen unserer Ansicht nach unbestritten positiv. Der negative nominelle Zins resultiert aus dem anhaltend disinflationären Umfeld. Die realwirtschaftlichen Akteure hingegen basieren ihre Investitionsentscheidungen am Realzins, der dem aktuellen wirtschaftlichen Umfeld angemessen erscheint.
Die Ankündigung von Anleihenkäufen durch die EZB ist ein weiterer Höhepunkt beim Einfluss der Notenbanken auf die Finanzmarktentwicklung. Schon in den letzten Jahren gaben die die Maßnahmen von EZB, Fed, BOJ, SNB und BOE den Takt an den Märkten an. In vielen Phasen wurden andere Faktoren, wie z. B. Konjunktur und Entwicklung der Unternehmensgewinne völlig überlagert von der Frage ob und wie viel Geld von welcher Notenbank in den Markt gepumpt wird. Insofern können wohl die Erfahrungen der letzten Jahre auch auf die Auswirkungen der neuen EZB-Politik umgelegt werden. Unter dem Strich lassen sich folgende Beobachtungen festhalten: (1) Finanzmärkte profitieren von QE; (2) Märkte können aufgrund der Liquiditätsschwemme viel teurer werden, als durch traditionelle Modelle erklärbar wäre; (3) vergleichsweise sichere Anlagekategorien werden von der Notenbank unattraktiv gemacht, was Anleger in höhere Risiken zwingt; (4) die (positiven) Auswirkungen von QE auf die Realwirtschaft sind umstritten (siehe auch weiter oben).
Konkret bedeutet dies für europäische Assets (bzw. hat bereits bedeutet): EUR Aktien und Anleihen steigen; bei erstklassigen Anleihen ist die langfristige Ertragserwartung (nominell) nahe Null; EUR Aktien sind noch nicht überbewertet und daher weiterhin attraktiv; der Euro fällt, was vor allem exportorientierten Unternehmen und Branchen helfen wird."