Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Inwieweit beeinflusst das QE-Programm der EZB die Entwicklungen an den Kapitalmärkten und welche Auswirkungen erwarten Sie in Verbindung mit einem – sich weiter verbreitenden - Negativ-Zinsumfeld auf die Realwirtschaft und die Asset Management Industrie?“
Current Question in the Economics Forum:
“To what extent will the ECB’s QE programme influence the development and performance of capital markets and how do you assess the impact of QE and an increasingly widespread negative interest rate environment on the real economy and the asset management industry?”
Klicken Sie auf den entsprechenden Experten, um das gesamte Statement angezeigt zu bekommen:
Dr. Andreas Höfert, Chefökonom, UBS Wealth Management (20.02.2015):
"Das QE-Programm der EZB beginnt ja bekanntlich erst im Herbst. Deshalb ist es zurzeit noch relativ schwer zu sagen, was für Auswirkungen es am Schluss tatsächlich auf die Kapitalmärkte haben wird. Zumal natürlich auch jetzt die Unsicherheiten bezüglich Griechenlands mitwirken. Man kann allerdings einige Rückschlüsse aus den Marktreaktionen seit der Annonce des europäischen QEs ziehen. Erstens, der Euro ist schwächer geworden und wird diesen Trend vermutlich fortsetzen. Zweitens, die eh schon tiefen Zinsen auf europäische Staatsanleihen haben sich weiter vertieft. Mittlerweile liegen die Zinsen der 10-jährigen Staatsanleihen Deutschlands deutlich unter 0.5%, die Frankreichs deutlich unter 1% und selbst diejenigen von Spanien und Italien liegen bei ca. 1.5%. Italien hat historisch die tiefsten Zinsen in seiner Geschichte. Selbst während der großen Pest im vierzehnten Jahrhundert waren italienische Zinsen nicht so tief. Abstrahiert man die Unsicherheiten um Griechenland, kann man auch sagen, dass die europäischen Börsen sich seit Ankündigung der EZB positiv verhalten haben.
Ob das Negativ-Zinsumfeld (oder zumindest die tiefen Zinsen) sich positiv auf die Realwirtschaft auswirken werden, hängt erstens davon ab, ob die Kreditaktivität tatsächlich wieder zulegt und zweitens, ob sie nicht deflationäre Tendenzen widerspiegeln. Beide Vorbehalte (Mangel an Kreditaktivität und Deflationsangst) sind negativ für die Realwirtschaft. Von daher ist es verfrüht, hier eine positive Meinung abzugeben. Was die Asset-Management-Industrie angeht, widerspiegeln tiefe (oder sogar negative) Zinsen ein Umfeld, in dem alle Anlagekategorien als „teuer“ bezeichnet werden können, was für einer Anlagestrategie eine ganz besondere Herausforderung ist. Relativ zu festverzinslichen Papieren kann man allerdings sagen, dass Aktien eher günstig bleiben und entsprechend (je nach Risikoprofil) bevorzugt werden sollten."