e-fundresearch.com: Welche persönlichen Lehren ziehen Sie aus den bisherigen Marktentwicklungen 2015?
Boris Jurczyk: Abseits von Performancebetrachtungen ist mir im Jahr 2015 wieder besonders deutlich geworden, mit wie viel Informationen die Märkte überflutet werden. Der Umgang mit diesem sogenannten „Information Overload“ wird mehr und mehr zu einem zentralen Erfolgskriterium der Investmentstrategien. Doch wie lassen sich relevante von irrelevanten Informationen unterscheiden? Auf diese Problematik und zugleich Herausforderung muss ein Fondsmanagement die entsprechenden Antworten und Konzepte haben.
Im ersten Halbjahr hat beispielsweise das Thema Griechenland oftmals für täglich wechselnde Kurse gesorgt. Mit fundamentalen Aspekten hatte dies rein gar nichts mehr zu tun. Natürlich ging es auch um die weitere Zukunft der Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union und damit um wichtige Weichenstellung für die Wirtschaft. Auf der anderen Seite spielt die griechische Volkswirtschaft nur eine sehr untergeordnete Rolle für die europäische Gesamtwirtschaft. Im Rahmen dieser Diskussionen wurden andere wichtige(re) Themen für den Kapitalmarkt fast vollständig ausgeblendet, zum Beispiel die wirtschaftliche Entwicklung in den asiatischen Märkten, insbesondere China, oder der Konflikt mit dem IS im nahen Osten, der nun zu der Flüchtlingskrise in der EU geführt hat.
Die Abwertung der chinesischen Währung, die die Märkte doch vergleichsweise unvorbereitet getroffen hat und für entsprechend starke Kursreaktionen sorgte, ist ein Paradebeispiel dafür, dass überraschende, marktrelevante neue Themen jederzeit auftreten können und Kursprognosen damit tendenziell unmöglich sind. Zu wissen, was man nicht weiß und nicht wissen kann, ist von zentraler Bedeutung für die Weiterentwicklung erfolgreicher Investmentstrategien.