Notenbanken: EZB senkt, Trump tobt

Was die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank mit US-Präsident Trumps Zorn auf Jerome Powell zu tun hat – und warum Anleger jetzt besonders wachsam sein sollten. Markets | 18.04.2025 10:58 Uhr
© e-fundresearch.com / Canva
© e-fundresearch.com / Canva

EZB läutet neue Phase der Geldpolitik ein

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag wie erwartet den Einlagensatz um 25 Basispunkte auf 2,25 % gesenkt. Es war die siebte Zinssenkung innerhalb eines Jahres – doch diese Entscheidung hat eine besondere Signalwirkung. Erstmals wurde im offiziellen Statement der Hinweis gestrichen, dass die Geldpolitik weiterhin als „restriktiv“ einzustufen sei. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte in ihrer Pressekonferenz, „dass sich der Disinflationstrend zuletzt fortgesetzt hat“ und die Wahrscheinlichkeit gestiegen sei, dass die Inflation nachhaltig auf das Ziel von 2 % zurückgeht. Gleichzeitig wies sie auf wachsende wirtschaftliche Risiken infolge der US-Zollpolitik und der Euro-Aufwertung hin: „Die Abwärtsrisiken für die Wirtschaft haben sich erhöht.“

Aus Sicht von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz, hat die EZB damit die Grundlage gelegt, „die Geldpolitik in den kommenden Monaten nicht nur neutral, sondern wieder expansiv auszurichten“. Auch Tomasz Wieladek, Chief European Economist bei T. Rowe Price, wertet die jüngsten Schritte als klares Signal: „Die EZB wird die Leitzinsen wahrscheinlich deutlich unter den neutralen Zinssatz senken.“ In der Folge dürfte sich der Abstand zur US-Notenbank weiter vergrößern – ein Punkt, der für geopolitische Spannungen sorgt.

Trump wütet – Zielscheibe Powell

US-Präsident Donald Trump reagierte prompt – und mit scharfer Rhetorik. Auf seiner Plattform „Truth Social“ wetterte er gegen den Vorsitzenden der US-Notenbank: „Jerome Powell von der Fed, der immer ZU SPÄT UND FALSCH liegt, hat gestern erneut ein völliges Chaos von sich gegeben. Seine Entlassung kann nicht schnell genug kommen!“ Während die EZB die wirtschaftlichen Auswirkungen des globalen Zollkonflikts aktiv bekämpft, hält die US-Notenbank (Fed) ihren Leitzins bislang stabil. Powell hatte zuletzt betont, dass die Unsicherheiten durch Trumps eigene Wirtschaftspolitik – insbesondere seine Importzölle – „uns wahrscheinlich weiter von unseren geldpolitischen Zielen entfernen“.

Screenshot: Truth Social @realDonaldTrump

Doch Trumps Kritik geht über wirtschaftliche Analyse hinaus. In einem Interview im Oval Office erklärte er: „Wenn ich ihn rauswerfen will, ist er sofort weg – glauben Sie mir.“ Zwar ist die rechtliche Grundlage für eine solche Entlassung umstritten, doch allein die Androhung sorgt für Unruhe.

Warnungen vor politischer Einflussnahme

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Die demokratische US-Senatorin Elizabeth Warren warnte in einem Interview mit CNBC eindringlich: „Wenn der Präsident den Fed-Vorsitzenden feuern kann, wird das die Märkte zum Einsturz bringen.“ Sie erinnerte daran, dass die Unabhängigkeit der Notenbank ein zentrales Element wirtschaftlicher Stabilität sei. Auch EZB-Chefin Lagarde nahm Powell in Schutz: „Ich habe großen Respekt vor meinem Kollegen Jay Powell.“ Zentralbanken müssten unabhängig von politischen Einflüssen arbeiten, sagte sie – das gelte nicht nur für die USA, sondern für jede demokratische Volkswirtschaft.

Ähnlich warnende Worte hatte Shareholder Value Management CEO & CIO Frank Fischer bereits kurz nach Trumps Angelobung auf e-fundresearch.com niedergeschrieben: "Mr. President, Finger weg von der Fed! "

Selbst aus Trumps Umfeld mehren sich die warnenden Stimmen. US-Finanzminister Scott Bessent soll laut einem Medienbericht von Politico mehrfach darauf hingewiesen haben, dass ein Angriff auf Powell das Vertrauen der Märkte erschüttern würde. Ein Insider sprach von „einer Granate mit gezogenem Splint – es gibt keine Garantien“.

Inmitten steigender geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten könnten geldpolitische Entscheidungen in den kommenden Monaten stärker politisiert werden als je zuvor. Für Anleger heißt das: Auf Sicht fahren – und auf beide Seiten des Atlantiks genau hinschauen.

Weitere beliebte Meldungen:

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.