e-fundresearch.com: Welche Sub-Regionen beziehungsweise welche Sektoren konnten bislang am stärksten überzeugen?
Joachim Waltl: Wir setzen zurzeit verstärkt auf slowenische und serbische Aktien. Slowenische Aktien profitieren von Reformen, von der Gründung der slowenischen Bad Bank und von geplanten Privatisierungen börsennotierter Firmen, die sich mehrheitlich im Staatsbesitz befinden. Dazu gehören die Telekom Slowenien, das Tankstellennetzwerk Petrol sowie das Pharmaunternehmen Krka.
Im September 2014 hat der Frankfurter Flughafen bereits den Flughafen in Laibach, der zu 75,5 % im Staatsbesitz war, übernommen. Das brachte frisches Geld in die Kassa des slowenischen Staates. Der verbliebene Streubesitz wird bis zum 20. November 2014 von der Börse genommen. Das bringt frisches Geld in die Kassen der Investoren. Am Höhepunkt der Krise, dem Schuldenschnitt für Griechenland, notierte der Laibacher Flughafen bei 10 Euro je Aktie. Der Frankfurter Flughafen zahlte 61,80 Euro je Aktie. Das Allzeithoch vor Ausbruch der Krise lag allerdings bei 140 Euro je Aktie.
Zur Finanzierung der maroden Staatsfinanzen wird Slowenien in den kommenden Quartalen weitere Aktiengesellschaften privatisieren. Das Land konnte sich aus eigener Kraft vor dem Spardiktat der Troika aus EU, EZB und IWF retten.
Auch Serbien profitiert von schmerzhaften Reformen, insbesondere im öffentlichen Sektor und beim Arbeitsgesetz. Die Subventionierung der Staatsunternehmen soll bis 2017 zur Gänze eingestellt werden. Beschäftigte des öffentlichen Dienstes mit einem monatlichen Einkommen von über 220 Euro müssen seit 1. November 2014 eine Lohnkürzung von 10 % hinnehmen. Auch Pensionen und Angestellte in Staatsbetrieben sind von dieser Regel betroffen. In den nächsten Jahren soll der Personalstand des serbischen Staates um rund 100.000 Beschäftigte reduziert werden. Zudem macht Serbiens Regierung Ernst im Kampf gegen die Korruption.
e-fundresearch.com: Ähnlich dem ATX sind auch die Börsen Südosteuropas noch weit von ihren Vorkrisenniveaus entfernt – was spricht Ihrer Meinung nach für eine zukünftige Outperformance der Anlageregion?
Joachim Waltl: Die Betrachtung von langfristigen Aktien-Charts in Ex-Jugoslawien zeigt, dass sich die Börsen zwar stabilisiert haben, aber trotzdem noch nicht so richtig warm gelaufen sind. Durch Reformen in den Staaten Ex-Jugoslawiens und durch die Gründung der Bad Bank in Slowenien wurden in den letzten 12 Monaten die Grundpfeiler für attraktive Investitionen geschaffen. Ex-Jugoslawien leidet seit Ausbruch der Kreditkrise und nach dem Schuldenschnitt in Griechenland unter starken Kapitalabflüssen von bis zu 25 % der lokalen Wirtschaftsleistung. Privatisierungen könnten internationale Direktinvestitionen wieder anstoßen.