Bill Nygren, CFA®, Partner, Equity Manager Harris Associates
Der US-Aktienmarkt ist derzeit nicht zu hoch bewertet
Die meisten Investoren halten Aktien, deren Kurse sich in den letzten sechs Jahren verdreifacht haben, zwangsläufig für zu teuer. Allerdings entsprechen die aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) lediglich den historischen Durchschnitten. Anders als im Krisenjahr 2009 halten wir die derzeitigen Aktienkurse deshalb für keine Ausreißer.
Anleihen sind riskanter als Aktien
Anders als bei Aktien stehen die Erträge von Anleihen bis zu deren Endfälligkeit zumeist fest. Deshalb werden sie als vergleichsweise sichere Investments angesehen. Über eine Haltedauer von ein oder zwei Jahren ist der Ertrag einer Anleihe jedoch ebenfalls unbekannt. Also ist der Kurs, den man beim Erwerb des entsprechenden Papiers bezahlt hat, ein wichtiger Bestimmungsfaktor für das Risikoniveau dieser Anleihe. Derzeit aber sind die Anleiherenditen so niedrig und damit die Anleihekurse so hoch, dass viele Anleihen nicht mehr jene „sicheren Häfen“ sind. Bei einem Renditeanstieg könnten die Kurse langlaufender Anleihen deshalb deutlich sinken, was Anleihen im derzeitigen Umfeld relativ riskant erscheinen lässt.
Der Rückgang der Spot-Ölpreise von über 100 USD auf unter 65 USD sorgt für Schlagzeilen: Längerfristige Futures-Preise sind weniger volatil
Bei der Bewertung vieler Energietitel scheint der Aktienmarkt derzeit von einem dauerhaften Ölpreis von 65 USD pro Barrel auszugehen. Allerdings liegen die Preise an den Futures-Märkten für Lieferungen im Jahr 2018 aktuell bei knapp unter 80 USD. Der Preis, den man 2018 und darüber hinaus für Öl bezahlen muss, hat größeren Einfluss auf den inneren Wert von Ölgesellschaften als der gerade aktuelle Spot-Preis. Vor diesem Hintergrund ist die Firma Apache ein Beispiel für ein Unternehmen, dessen Aktienkurs auf den Einbruch der Spot-Ölpreise übertrieben reagiert hat.
Finanzwerte machen zurzeit den attraktivsten Eindruck
Die Erinnerung an die Rolle der Finanzwerte als Epizentrum des Crashs von 2008 sitzt bei den Investoren noch immer tief. Die Immobilienpreise machen inzwischen jedoch keinen überhöhten Eindruck mehr. Gleichzeitig haben sich die Standards bei der Kreditvergabe verbessert und die Eigenkapitalquoten sind mittlerweile auch wesentlich höher als zuvor. Darüber hinaus dürften viele Finanztitel derzeit günstig bewertet sein. So werden hochwertige Unternehmen wie die Bank of America, die Citigroup und AIG zu Abschlägen auf ihren Buchwert gehandelt. Angesichts eines KGV von unter zehn dürften diese Firmen ihre Gewinnerwartungen auch erfüllen, sobald die ausgewiesenen Erträge nicht mehr durch die Altlasten der Rezession belastet werden.