Quo vadis, Türkei?

Innerhalb von nur wenigen Monaten hat sich die Türkei von einem begehrten Anlageland, das viele Mittelzuflüsse generieren konnte (Stichwort: Aufnahme durch die Ratingagenturen in den „Investmentgrade Club“) in ein Anlageland gewandelt, das derzeit stark gemieden wird. Was hinter dieser dramatischen Trendumkehr steckt, und welche Chancen und Risiken man bei Investitionen in den türkischen Kapitalmarkt aktuell beachten sollte, analysiert Türkei-Spezialist Gökhan Kula, CIO von Myra Captital, im Rahmen eines Gastkommentars. Economics | 03.12.0001 02:00 Uhr
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2. ) Wesentliche Treiber der Abwertung – Spreizung der Schwellenländer untereinander

Die Höherbewertung der Türkei seitens der Rating-Agenturen auf Investmentgrade konnte den positiven Rückenwind des Jahres 2012 (die Türkei war eines der am besten performenden Länder in der Assetklasse Aktien) nur bis Mai dieses Jahres aufrecht erhalten. Mit Ausbruch der politischen Unruhen rund um den Gezi – Park, der FED Ankündigung im Mai dieses Jahres zum vermeintlich bevorstehenden „Tapering“ und die zaghafte Reaktion und das Festhalten an der niedrigen Zinspolitik der türkischen Notenbank haben die türkische Lira auf Talfahrt geschickt. Als negativer makroökonomischer Hauptfaktor kann wieder – analog unserer Analyse Anfang des Jahres – das sehr hohe Leistungs- und Handelsbilanzdefizit und die hohe Abhängigkeit von externen Kapitalgebern genannt werden (vgl. Abbildung 3):

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Vergleicht man unterschiedliche Schwellenländer untereinander, so zeigt sich genau dieses Bild, dass die Währungsperformance gegenüber dem USD bzw. EUR umso schlechter ist, je höher die Abhängigkeit von ausländischem Fremdkapital zur Finanzierung der Leistungsbilanz ist (vgl. Abbildung 4):

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Es zeigt sich somit eine enorme Spreizung zwischen den Schwellenländern untereinander, die sehr gut auch anhand der folgenden Abbildung 5 – Vergleich zwischen der Sparquote und dem Konsum - klassifiziert werden können.

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Diejenigen Schwellenländer, die einen hohen Konsum und eine geringe Sparquote aufweisen und dadurch auch in der Handelsbilanz entsprechende Ungleichgewichte vorzeigen müssen, wurden entsprechend von den liquiden FX-Märkten abgestraft: vgl. auch die Währungsperformance des Brasilianischen Reals bzw. des Südafrikanischen Rands.

Globale Kapitalströme können unberechenbar sein – der gegenwärtige Druck auf die türkischen Zins- und Devisenmärkte aufgrund von Kapitalabflüssen könnte sich insbesondere bei politischer Instabilität im Vorfeld der Kommunalwahlen im März 2014 und einer geopolitischen Eskalation in Syrien bzw. im Nahen Osten noch verstärken. Ebenso ist die Türkei gefährdet, bei einem Anstieg der Zinsen in den Industrieländern von weiteren Kapitalabflüssen aus den Emerging Markets getroffen zu werden. Die Möglichkeit einer Zinserhöhung als eine Abwehrmaßnahme steht der türkischen Notenbank allerdings immer zur Verfügung, zumal die türkische Lira mittlerweile nach ihrer Abwertung ein deutlich besseres Bewertungspotential aufweist als im Vergleich vor einem Jahr.


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Mag. Gökhan Kula, CFA, FRM | Managing Partner, CIO von MYRA Capital

Gökhan Kula ist Gründungsmitglied und Geschäftsführer der Investment Boutique MYRA Capital. Er ist Kapitalmarktexperte mit mehr als zwölf Jahren Erfahrung in der Investmentbranche. Nach unterschiedlichen leitenden Positionen im Bereich Asset Management der Walser Privatbank AG wurde er mit Gründung der Walser Privatbank Invest S.A. zum Geschäftsführer der Gesellschaft bestellt. Des Weiteren war er Verwaltungsratsmitglied verschiedener Luxemburger Investmentgesellschaften. Als Fondsmanager kann er einen sehr erfolgreichen Track Record vorweisen, der durch internationale Auszeichnungen bestätigt wird.

Über MYRA Capital

MYRA Capital ist eine unabhängige und inhabergeführte Investmentgesellschaft mit Schwerpunkt auf institutionelle Kapitalanleger. Der Fokus der Advisorytätigkeit liegt auf effizienten, systematischen und regelbasierten Investmentstrategien. Sie ist spezialisiert auf dynamische, risikokontrollierte und quantitative Asset Allocation Strategien und bietet ihre Beratungsdienstleistung international an.


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