Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Wie beurteilen Sie die bisherige Wirkung des EZB QE-Programms und welche Chancen beziehungsweise Risiken sollten europäische Investoren im weiteren Verlauf der Anleihekäufe unbedingt im Fokus behalten?“
Current Question in the Economics Forum:
“How do you assess the effect of the ECB’s bond purchases to date and what chances and risks should European investors focus on in the further course of the QE program?”
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Dr. Andreas Höfert, Chefökonom, UBS Wealth Management (01.06.2015):
"Nach gerade einmal drei Monaten seit dem Start des EZB QE-Programms schon eine Bilanz ziehen zu wollen, scheint mir ein wenig verfrüht. Tatsache ist allerdings, dass sowohl die bis Anfang April anhaltende Euroschwäche als auch die sehr tiefen Zinsen – beides verursacht mehr durch die Ankündigung des QE als durch den QE an sich – zu einem deutlich besseren Wachstumsumfeld in der Eurozone beigetragen haben. Im ersten Quartal war die Konjunktur in Europa deutlich stärker als in den Vereinigten Staaten.
Die Risiken im europäischen Anleihenmarkt sind uns prägnant im April gezeigt worden. Der Zinsanstieg von fast 0% auf 0.7% bei der deutschen 10-jährigen Staatsanleihe bedeutet einen Kursverlust von fast 7%. Diese Korrektur war unter anderem bedingt durch Zweifel, ob die EZB auch tatsächlich ihr Programm bis zum September 2016 aufrechthalten wird. Natürlich beteuert Mario Draghi dies immer wieder wie eine Mantra. Sollten die Inflationserwartungen in der Eurozone aber wieder anziehen und sich in nicht allzu ferner Zukunft über der 2%-Grenze bewegen (bessere Konjunktur, höhere Erdölpreise sind Gründe genug für solch ein Szenario), dann wird die EZB in ein Ziel- und Glaubwürdigkeitskonflikt rutschen. Einerseits hat sie sich auf September 2016 verpflichtet, andererseits ist es eine eiserne Regel der EZB, die Inflation nah bei 2% halten zu wollen.
In diesem Umfeld und selbst unter der Voraussetzung, dass es am Ende doch noch eine Lösung für Griechenland gibt, werden europäische Staatsanleihen weiterhin sehr volatil bleiben. Wir empfehlen deshalb weiterhin Zinsrisiken durch Kreditrisiken zu substituieren. D.h., dass wir Staatsanleihen in unseren Portfolios untergewichten und dafür Unternehmensanleihen, hochverzinste Papiere und Aktien entsprechend übergewichten."