Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Wie beurteilen Sie die bisherige Wirkung des EZB QE-Programms und welche Chancen beziehungsweise Risiken sollten europäische Investoren im weiteren Verlauf der Anleihekäufe unbedingt im Fokus behalten?“
Current Question in the Economics Forum:
“How do you assess the effect of the ECB’s bond purchases to date and what chances and risks should European investors focus on in the further course of the QE program?”
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Gökhan Kula, Managing Partner und CIO, MYRA Capital (02.06.2015):
"Nach den im März gestarteten massiven Anleihekäufen der EZB und den im vergangenen Monat angekündigten „Zwischensprint“, bei dem aufgrund niedriger Umsätze in den Sommermonaten Anleihenkäufe vorgezogen werden sollen, ist es nun an der Zeit, ein erstes Zwischenfazit zu ziehen.
Ziel des Programms ist es, die Inflation in die Nähe des offiziellen Ziels der EZB bei nahe aber unter 2% zu bringen und somit einer Deflationsspirale zu entgehen. Weiterhin ist es jedoch so, dass die Liquiditätsschwemme und die tiefen Zinssätze nicht in der Realwirtschaft und im privaten Konsum ankommen. Vielmehr führt die Geldschwemme zu einer künstlichen Verzerrung bei der Bewertung von Vermögenswerten, wie die Preisanstiege bei Sachwerten wie Immobilien und Aktien aber auch bei nominalen Anleihen eindrucksvoll zeigen.
Die unmittelbarste Wirkung des QE-Programms ist weiterhin eindeutig die Schwächung des Euro gegenüber anderen wichtigen Währungen, wobei dieser Effekt sich konjunkturell positiv auf die exportorientierte Eurozone auswirken sollte. Wichtig wird jedoch sein, dass dringend notwendige Strukturreformen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit umgesetzt werden, wie beispielsweise die Flexibilisierung und Öffnung des Arbeitsmarktes. Nur durch diese Strukturreformen kann die Wirtschaft wieder nachhaltig in Schwung kommen und japanische Verhältnisse können umschifft werden. Die Notenbank liefert hierfür langfristig nur das nötige Fundament zur Umsetzung dieser Strukturreformen."